Male Gaze: von Männern für Männer
Der männliche Blick verfolgt Frauen in unserer Gesellschaft von der Leinwand in Kinosälen über Entscheidungen bezüglich ihres Aussehens, bis hin zur Frage: „Was gefällt eigentlich mir“?
Definition
Der male gaze (männlicher Blick) gilt in der feministischen Filmtheorie als die Handlungsweise des Regisseurs oder Drehbuchautors, mit der Frauen und die Welt in der visuellen Kunst und Literatur von einer männlichen, heterosexuellen Perspektive aus dargestellt werden. Um den Bedürfnissen des männlichen Betrachters zu entsprechen, werden Frauen dabei als sexuelle Objekte präsentiert und repräsentiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Male_gaze
Woher stammt der Begriff?
Der „male gaze“ oder auf deutsch „der männliche Blick“, ist eine der Säulen der modernen feministischen Filmtheorie. Die Idee wurde von Laura Mulvey im Jahr 1975 konzeptualisiert und ist heute bedeutender als je zuvor.
Repräsentation in der Filmindustrie
Eines der offensichtlichsten Beispiele für die Darstellung der Frau durch den männlichen Blick, ist die James Bond Filmreihe. Die sogenannten „Bond Girls“ spielen hierbei die Rolle der verführerisch und erotischen Nebendarstellerin. Ihre einzige Aufgabe ist es, neben dem Hauptdarsteller wunderschön auszusehen und seinen Wünschen zu entsprechen. Ein weiteres Beispiel für die Darstellung der Frauen durch den männlichen Blick ist der Film „The Wolf of Wall Street“. Jordan Belfort gespielt von Leonardo DiCaprio ist der Inbegriff des „male gaze“. Im Laufe des Films wird fast jede Frau auf eine übermäßig sexualisierte Art und Weise dargestellt.
Gibt es auch einen female gaze?
In den letzten Jahren wurde der weibliche Blickwinkel, also der „female gaze“ immer populärer. Der männliche Blickwinkel, der so üblich für große Hollywood Filme ist, wird hier also durch den weiblichen untergraben. Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen haben ganz andere Ansätze, die mehr in die emotionale und artistische Richtung gehen. Schauspieler wie Timothee Chalamet oder Sänger wie Harry Styles bekommen ebenfalls immer mehr Anerkennung, da sie keine Angst davor haben, ihre etwas stereotypisch weiblicheren Seiten zu zeigen. Harry Styles der im Dezember 2020 auf dem Cover der amerikanische Vogue in einem bodenlangen Kleid zu sehen war, ließ viele Frauenherzen höher schlagen, während einige Männer ihre Meinung dazu äußerten, wie ein „echter Mann“ aussehen muss. Aus der Sicht des „female gaze“ sind aber genau das „echte Männer“. Männer, die keine Angst davor haben, ihre weiblicheren Seiten zu zeigen. Sie sind sich ihrer Männlichkeit bewusst und müssen diese keinem anderen beweisen.
Der eigene Blick
Der „male gaze“ ist nicht nur in Filmen, sondern auch im alltäglichen Leben etabliert und viele Frauen realisieren es oftmals nicht, da er auf eine gewisse Art und Weise verinnerlicht ist. Der Blick in den Spiegel bringt Frauen oftmals dazu, sich selbst durch diesen männlichen Blick zu betrachten und beurteilen. Das führt wiederum dazu, dass man nicht nur versucht, sich in seinen eigenen Augen begehrenswert zu präsentieren, sondern auch in den Augen von Männern. Soll ich lieber das kurze Kleid mit hohen Schuhen anziehen, oder ein T-Shirt mit meinen Lieblingsjeans?
Es ist gut sich darüber bewusst zu werden, dass dieser männliche Blick existiert, egal ob in Filmen, Werbungen, oder dem alltäglichen Leben. Was wiederum aber nicht heißt, dass Frauen in ihren eigenen Entscheidungen eingeschränkt werden sollen. Denn egal wie kurz oder lange der Rock ist, solange man sich selbst wohlfühlt, ist alles erlaubt. Der wichtigste Blick ist nämlich der Eigene!