Marco Pogo (bürgerlich Dominik Wlazny) will österreichischer Bundespräsident werden. Zumindest deutet er darauf in einem Instagram-Posting vom 13. Juni 2022 hin. Mit seiner „Bierpartei“, die ursprünglich nur als PR-Gag gegründet wurde, macht er also tatsächlich Politik. Aber was sagt das über Österreichs politische Lage aus?
„Die Bierpartei wird im Sommer Unterstützungserklärungen für meine mögliche Bundespräsidenten-Kandidatur sammeln“, gibt Marco Pogo auf Instagram bekannt. Und obwohl die eine oder andere Person ihn wohl als Witzfigur abgestempelt hat, darf folgendes nicht vergessen werden: Die Bierpartei hat schon die Erwartungen vieler Österreicher*innen übertroffen. Außerdem – kennen wir die „vom Tellerwäscher zum Millionär“-Analogie nicht auch von einem tatsächlichen Komiker, der gegenwärtig wohl einer der anerkanntesten Politiker ist?
Die Bierpartei besteht bereits seit 2015. Anfangs war sie allerdings nicht aktiv und ist nur als Spaßprojekt entstanden. Nämlich im Zuge des Debüts von „Die Bierpartei“, einem Song der Punkrock-Band „Turbobier“ aus Wien, deren Leadsänger eben Marco Pogo ist. Mit der Nationalratswahl 2019 wurde die Partei erstmals politisch tätig. „Bsoffene Gschichten“ –wie es Ex-Kanzler Heinz-Christian Strache im berühmt-berüchtigten Ibiza-Video nannte – solle man immerhin Profis überlassen. Ganze 4.046 Stimmen konnte sich die Bierpartei im Rahmen dieser Kampagne sichern. Im Oktober 2020 trat die Partei außerdem bei der Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl an. Und obwohl 1,8 Prozent der Stimmen erzielt wurden, reichte das nicht aus, um in den Landtag einzuziehen. Dafür gab es für Marco Pogo und seine Partei Mandate in elf Bezirksvertretungen. Ob Marco Pogo nun als nächstes tatsächlich als Präsidentschaftskandidat antritt wird sich erst im Sommer herausstellen, denn dann werden nämlich die Unterstützungserklärungen gesammelt. Von diesen sind mindestens 6.000 notwendig, die bei der Bundeswahlbehörde vorgelegt werden müssen. Inzwischen hat Pogo mit seiner Ankündigung aber schon einiges an Aufmerksamkeit erregt. Viele der großen österreichischen Zeitungen haben über ihn berichtet, darunter die Tagesblätter DerStandard, Salzburger Nachrichten, DiePresse und Kronen Zeitung.
Spaßprojekt hin oder her – Wer in den richtigen Situationen von Seriosität zeugt, der kann es trotz aller Vorgeschichte in die Politik schaffen. Das kann man wohl bestens am Beispiel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj festmachen. Selenskyj hat zwar einen Abschluss in der Rechtswissenschaft, bekannt geworden ist er in seinem Land jedoch als Schauspieler, Produzent und Komiker. Trotzdem hat er im Jahr 2019 die Präsidentschaftswahl gegen den amtierenden ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko mit deutlicher Mehrheit gewonnen. Vor allem seit Beginn der Invasion der Ukraine durch Russland im Februar 2022 ist Selenskyj zum ukrainischen Nationalhelden geworden. Selbst international hat er durch seine zahlreichen Fernsehauftritte große Anerkennung erlangt. Vielleicht finden wir in Österreich also durch Marco Pogo einen Selenskyj 2.0?
Wie ernst es Marco Pogo um die Bundespräsidentschaftswahl im Herbst wirklich ist, lässt sich bisher schwer einschätzen. Zieht man allerdings die bisherigen Kampagnen von Marco Pogo und seiner Bierpartei in Betracht kann man aber davon ausgehen, dass der Fokus nicht auf seriöser Politik liegt. Zwar hat die Bierpartei zuvor auch ernstzunehmende Aspekte thematisiert (z.B. den durch die Corona-Pandemie beeinträchtigten Kulturbetrieb), trotzdem waren diese eher in der Unterzahl zu erkennen.
Jedenfalls drängt sich hinter den Kulissen von Spaß und Alberei auch eine viel wichtigere Frage in den Raum: Was sagt Marco Pogos Teilhabe an der Politik eigentlich über die gegenwärtige Gesamtlage der österreichischen Politik aus? Marco Pogo ist besonders unter jungen Leuten beliebt. Das mag einerseits natürlich daran liegen, dass das Thema „Bier“ im Zentrum seiner Kampagnen steht oder dass junge Wähler*innen eher auf albernes Benehmen einsteigen. Aber genau unter den jüngeren Generationen befinden sich sehr viele Wechselwähler*innen, die ihr Kreuz am Wahltag dorthin setzen, wo ihre Anliegen zum Thema werden. Dass ausgerechnet ein Spaßvogel wie Marco Pogo innerhalb dieser Gruppe populär ist mag andererseits vielleicht ein Zeichen dafür sein, dass sich auf Fragen der jungen Menschen in unserer gegenwärtigen Politik keine Antworten finden lassen. Und immerhin – was ist Politik schon wert, wenn sie nichts zu entgegnen hat?
(Titelbild: © „Marco Pogo (Turbobier) bei der Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards 2019 im Volkstheater in Wien“, Manfred Werner (Tsui), CC BY-SA 4.0, Foto: © „TURBOBIER Pressefoto“, Dominik Wlazny – www.turbobier.at, CC BY-SA 3.0)
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Pogo
https://de.wikipedia.org/wiki/Bierpartei_(%C3%96sterreich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolodymyr_Selenskyj
https://www.instagram.com/p/CewKymyMvkg/?utm_source=ig_web_copy_link
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