Diversität im E-Sport

Gaming ist schon lange kein reines Freizeitvertreiben mehr. Ganz im Gegenteil, steckt im kompetitiven E-Sport eine Menge an Geld. Doch wie sieht es mit der Diversität in der Branche aus? Wer verdient an dem Spielen von Videospielen?

Geschlechterverteilung im Gaming

Laut der Studie „Gaming in Austria 2021“ spielen 7 von 10 Österreicher:innen regelmäßig Videospiele, das sind somit 5,3 Millionen Menschen. Die Geschlechterverteilung ist dabei fast ausgeglichen. So sind 48% der Gamer:innen weiblich. Überraschend ist außerdem, dass die Generation 50 den größten Teil der Spieler:innen ausmacht. Die Studie räumt somit veraltete Klischees auf, die Gaming auf einsame, männliche Jugendliche beschränken.

Doch wie sieht dies im professionellen Gaming Bereich, dem E-Sport, aus? Laut der Vizepräsidentin des eSport Verbandes Österreich (ESVÖ), Yvonne Scheer, zeigt sich im E-Sport ein klarer Kontrast. Der Frauenanteil macht in Österreich nämlich nur 3-5% aus. Die Gründe dahinter sind vielschichtig und verstrickt.

Genderklischees und Diskriminierung

Schon als Kinder lernen Mädchen und Jungen welche Hobbys zu welchem Geschlecht passen. Buben wird vermittelt, dass Autos und Videospiele für sie gemacht sind. Für Mädchen hingegen sei es angebracht mit Puppen zu spielen. Die Gaming Industrie hat sich vor allem in früheren Jahren an diese Vorurteile gehalten und ihre Werbung an Jungen ausgerichtet. Während die Gaming Szene sich langsam dem Trend der Diversität annähert und mittlerweile auch Mädchen als Zielgruppe wahrnimmt, sind die Genderklischees immer noch tief verankert.

Das hat den Nachteil, dass Mädchen, die sich am Videospielen versuchen häufig mit Diskriminierung zu kämpfen haben. Die Anonymität, die das Internet bietet, ermöglicht es (sexistische) Beschimpfungen zu senden, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Laut Yvonne Scheer wählen viele Frauen daher neutrale Nicknamen, die ihr weibliches Geschlecht verdecken. Auf individuellem Level können Anfeindungen so reduziert werden. Das Verstecken verhindert allerdings weibliche Repräsentation, die das Problem auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene verkleinern könnte.

„Es gibt nach wie vor Klischees und Vorurteile mit denen Frauen und Mädchen und auch andere Personengruppen zu kämpfen haben. Diese Klischees und Vorurteile müssen wir bekämpfen. Und je mehr wir darüber reden, desto besser. Weil wenn wir nicht darüber sprechen, wird sich für die Zukunft nichts ändern.“ – Yvonne Scheer

Frauen im E-Sport

Der geringe Frauenanteil im E-Sport ist also auf das negative und vor allem sexistische Feedback zurückzuführen, das mit dem öffentlichen Auftritt von Frauen im E-Sport meist verbunden ist. Das heißt allerdings nicht, dass es keine erfolgreichen Gamerinnen gibt. Auch wenn es nur wenige sind.

Beim Verdienst sprechen die Zahlen im Geschlechtervergleich trotzdem für sich. Der Bestverdiener unter den männlichen Gamern ist unter dem Nicknamen „N0tail“ bekannt. Mit der Teilnahme an 130 E-Sport Turnieren hat er $7,18M verdient. Die erfolgreichste Gamerin nennt sich „Scarlett“. Sie hat mit der Teilnahme an 238 Turnieren $426K verdient. Im Welt-Ranking belegt sie den 401. Platz.

Gründe für den deutlich niedrigeren Verdienst von Frauen im E-Sport liegen unter anderem im mangelnden Sponsoring. Neben den Hauptturnieren, die grundsätzlich kein Geschlecht ausschließen, gibt es eigene Frauenligen. Viele Gamerinnen fühlen sich unter anderen Frauen wohler zu spielen, da sie hier mit wesentlich weniger Diskriminierung konfrontiert werden. Preistechnisch sind Frauenligen mit den Hauptturnieren allerdings nicht zu vergleichen.

Schulligen

Um der Diversität im E-Sport den Weg zu ebnen ist es wichtig früh anzusetzen. Eine Möglichkeit Kindern früh beizubringen, dass der E-Sport für alle ist, sind Schulligen. 2019 wurde in Deutschlandsberg das erste Mal ein Gaming Turnier für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren gestartet. Zu viert traten die Schüler:innen in gemischten Teams gegeneinander an. Dabei wurden zwei verschiedene Spiele gespielt, Rocket League und Overcooked 2.

Vor dem Finale hielt Yvonne Scheer, die bei der Organisation des Turniers mitwirkte, einen Vortrag über den E-Sport. Unter anderem war ihr dabei wichtig den Kindern mitzugeben, dass der E-Sport und Gaming nicht nur für Jungen ist, sondern jeder teilnehmen kann.

„Ich bin davon überzeugt, dass wir gerade im E-Sport und Gaming Bereich keine Unterscheidung machen müssen nach Religion, Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht. Weil unterm‘ Strich, vor dem PC, der Konsole oder dem Smartphone sind wir alle gleich.“ – Yvonne Scheer

Im Rahmen dieser Schulturniere konnte man laut der Vizepräsidentin des ESVÖ jedenfalls beobachten, dass Vorurteile durch Aufklärung schnell gebrochen werden können. Auch wenn der Diversität im E-Sport noch einige Hürden im Weg stehen, birgt die Offenheit der jungen Generation einen Lichtblick in Richtung Zukunft.

Yvonne Scheer

Yvonne Scheer ist Vizepräsidentin, Genderbeauftragte und Frauensprecherin des eSport Verbandes Österreich. Sie setzt sich unter anderem für Themen wie die Repräsentanz von Frauen und Diversität in der Gaming Branche ein.

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Bild: © Gianmaria Gava

Beitragsbild: © David Ihl