Digitale Schule

Die Digitalisierung macht auch vor Kindern keinen Halt. Initiativen, wie die des österreichischen Bundesministeriums „Digitale Schule“, sollen dabei helfen und zumindest im Unterricht für einen sicheren Umgang mit neuen Medien sorgen. Doch wessen Aufgabe ist das und wie kann man die Kinder auch zu Hause darauf vorbereiten? Wir wollen wissen, wie es um die Digitalisierung an den Schulen und die Medienkompetenz von Kindern steht und was sich getan hat seit Overheadprojektoren und Fernsehwägen.

Irene V. unterrichtet an einer Mittelschule und hat unsere Fragen zum Thema beantwortet.

goschat.at: Kannst du uns von dem Programm Digitale Schule erzählen? 

Irene V.: Das Programm „Digitale Schule“ hat eigentlich schon vor einigen Jahren begonnen, uns wurden Unterlagen zur Verfügung gestellt, die es ermöglichten, die digitale Bildung in alle Unterrichtsfächer zu integrieren. Bei den jährlich stattfindenden Vernetzungstreffen wurde auch immer auf das vielfältige Angebot hingewiesen.

Ich unterrichte an meiner Schule schon seit über 30 Jahren Informatik. Diese ist mit zwei Informatikräumen ausgestattet, die von den Lehrern in den verschiedenen Unterrichtsfächern gut genutzt werden. Das hat aber nicht ausgereicht, um die digitale Bildung, wie gewünscht, in den Unterricht zu integrieren. Neu ist, dass die Schüler der 5. Und 6. Schulstufe mit iPads ausgestattet wurden, was für die Schüler besonders in Zeiten der Pandemie ein großer Vorteil ist. Denn im vorigen Schuljahr mussten die Schüler während des Lockdowns, ihre Arbeiten oft mit dem Handy erledigen oder sich mit mehreren Geschwistern einen Computer teilen, was teilweise für alle Beteiligten eine Herausforderung war. 

Es ist auch ein großer Vorteil, wenn während der Unterrichtsstunde jederzeit die Nutzung eines digitalen Mediums möglich ist. Natürlich sind mit dem Einsatz von digitalen Geräten auch Risiken verbunden. Unsere Schulgeräte sind derzeit vollverwaltet, was den Schülern also keinen unkontrollierten Zugang zu Programmen bzw. Apps ermöglicht.

goschat.at: Wie ist das Lehrpersonal auf die Arbeit mit den Tablets/Notebooks vorbereitet worden? Wo ist der Schwerpunkt gesetzt worden? 

Irene V.: Es haben für alle Lehrer verpflichtende Kurse mit allgemeinen Informationen zum Thema „Digitale Schule“ stattgefunden. Eine ausgewählte Lehrergruppe hat auch an Online-Veranstaltungen teilgenommen, in denen Informationen bezüglich der Installation und Verwaltung der iPads vermittelt wurden.

Wie das iPad im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden kann bzw. welche Apps für den Unterricht verwendet werden können, muss sich jeder Lehrer selbst erarbeiten. Dazu werden von den verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Es ist aber nicht so einfach, wirklich hilfreiche Veranstaltungen zu finden. So ist bei diesem Thema für das Selbststudium viel Zeitaufwand nötig und vor allem die Zusammenarbeit mit Kollegen von großer Bedeutung.

goschat.at: Inwiefern hat sich der klassische Unterricht verändert, seitdem mit den Tablets gearbeitet wird? 

Irene V.: Natürlich wird das iPad immer wieder in den Unterricht eingebaut. Die Schüler wurden besonders im Umgang mit Teams geschult, um ihnen die Teilnahme am Unterricht auch während einer Erkrankung und Absonderung zu ermöglichen.

goschat.at: Fällt es den Kindern schwer, mit dem Tablets zu lernen? Wie wichtig ist die Trennung zwischen schulisch und privater Nutzung?

Irene V.: Natürlich steht für die Schüler derzeit die Nutzung der iPads für Chats oder Spiele im Vordergrund. Aber mit entsprechenden Programmen macht den Schülern auch das Lernen am iPad Spaß. Die Schüler müssen erkennen, dass das iPad eine wichtige Unterstützung beim Lernprozess darstellt. Da sind wir als Lehrer gefordert.

goschat.at: Was ist im Bereich der Medienerziehung die Aufgabe des Lehrpersonals und welche Aufgaben liegen im Bereich der Eltern? 

Irene V.: Es ist die Aufgabe der Schule, den Schülern die digitalen Kompetenzen zu vermitteln. Diese beziehen sich nicht nur auf die Nutzung der Programme bzw. der Apps. Die Schüler müssen auch die Risiken von digitalen Medien, die Datenschutzbestimmungen usw. kennenlernen.

Die Eltern sollten die Kinder beim Umgang mit digitalen Medien – sofern es Ihnen möglich ist – unterstützen. Vor allem sollten sie Interesse zeigen und den Kindern keinen unkontrollierten Zugang zu den digitalen Medien ermöglichen. In Bezug auf die Risiken, die im Umgang mit digitalen Medien lauern, wäre es besonders wichtig, dass Eltern ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihren Kindern aufbauen. 

goschat.at: Welche Rolle spielt Social Media in diesem Alter? 

Irene V.: Da praktisch alle Schüler dieser Altersgruppe vor allem WhatsApp sehr häufig nutzen, spielt Social Media eine sehr große Rolle, daher sind die Gefahren, die im Internet lauern, auch omnipräsent. Besonders mit Mobbingfällen werden wir Lehrer immer wieder einmal konfrontiert.

Natürlich weisen wir Lehrer die Kinder im Unterricht immer wieder auf die Gefahren und Risiken, die die Nutzung des Internets in sich birgt, hin. Dieses Thema ist ein wichtiger Teilbereich des Unterrichtsfaches „Digitale Grundbildung“, aber auch in Deutsch wird dieses Thema behandelt. Zudem besprechen alle Klassenvorstände dieses Thema mit ihren Klassen. Wir arbeiten auch mit außerschulischen Institutionen, zusammen und führen Klassenprojekte zu aktuellen Themen durch.

goschat.at: Wie würdest du die Medienkompetenz der Kinder in diesem Alter von 10-12 Jahren einordnen?

Irene V.: Da die meisten heutzutage schon „mit dem Handy aufwachsen“ und auch schon in der Volksschule digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden, ist die Medienkompetenz vieler Kinder in unsere Schule bereits sehr gut.

goschat.at: Wie kann man die Medienkompetenz der Kinder stärken?

Irene V.: Da die Kinder die Medien vielfach zum Chatten bzw. Spielen nutzen, kann die Medienkompetenz durch gezielte Aufgabenstellungen und gezielten Einsatz der Medien im Unterricht gestärkt werden.

Sie müssen den kritischen Umgang mit diesem Medien lernen und wissen, wo sie sich Hilfe bei Problemen jeglicher Art holen können.

Zusammenfassend möchte ich noch erwähnen, dass der Umgang mit digitalen Medien heutzutage unumgänglich ist, aber auch nicht überbewertet werden soll. Da die Schüler zuhause ohnehin viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, ist der herkömmliche Unterricht nach wie vor von großer Bedeutung. Es ist auch besonders wichtig, den Schülern soziale Kompetenzen zu vermitteln. 

goschat.at: Vielen Dank für das Gespräch!