Daten – Fluch oder Segen

Manipulierte Inzidenzwerte, falsche Wahlkampf Grafiken oder einseitige Statistiken aus dem Ukraine Krieg. Ständig werden wir mit Daten konfrontiert, die nicht korrekt oder einseitig sind. Markus Hametner ist Datenjournalist bei der Süddeutschen Zeitung. Goschat! hat den Journalisten interviewt. Er spricht über die Herausforderung manipulierte Datensätze zu erkennen und wie er diese richtigstellen kann. 

Daten und ihr manipulatives Wesen

Sein Büro wirkt aufgeräumt und minimalistisch. Im Hintergrund seines Zoom-Bildschirms stapeln sich Akten säuberlich geordnet übereinander in einem Regal. Markus Hametner mag es ordentlich und übersichtlich. Der Datenjournalist fokussiert sich auf die journalistische Aufbereitung großer Datenmengen und komplexer Systeme. Sein Sinn für Ordnung erstreckt sich sichtbar auf alle Lebensbereiche. 

„Daten sind der Schlüssel für wahrheitsgetreue Berichterstattung.“
Markus Hametner wird ständig Zeuge, wie Datensätze als Meldungen manipuliert werden.
Als Datenjournalist hat er sich mittlerweile ein waches Auge antrainiert, um Informationen, die nicht der Wahrheit entsprechen zu erkennen. Dem Missbrauch und der Missdeutung von Daten entgegenzuwirken ist einer seiner größten Aufgaben. In Zeiten von Corona ist eine objektive und wahre Berichterstattung wichtiger denn je. Hametner kennt den Ernst der Lage. In seinem Beruf hat er die letzten drei Jahre den Großteil seiner Zeit damit verbracht, Daten über Inzidenzen, Todesfälle, Impfungen zu recherchieren, sie zu kontrollieren, sie gegenüberzustellen und dann in einem Artikel verständlich für die Öffentlichkeit aufzubereiten.

Die Datenauskunft

Einer seiner größten Herausforderungen?
Das Amtsgeheimnis. Ämter, Unternehmen, Personenschaften bereiten seiner Recherche große Hindernisse, indem sie sich auf das Amtsgeheimnis berufen. Darunter versteht man eine Schweigepflicht, die Amtsträger*innen auferlegt wird. Dass diese Schweigepflicht von Ämtern missbraucht wird, um Datenjournalist*innen jegliche Auskunft für seine Recherche zu verhindern, ist ihm ein großes Dorn im Auge. „Aus Datenschutzgründen verweigern mir Ämter den Zugang zu Zahlen und Daten, die ich für meine Artikel dringend brauche“, kritisiert Hametner.Für ihn sind diese Datensätze der Ursprung für eine objektive Berichterstattung.

Forum Informationsfreiheit

Als Engagierter bei dem Wiener NGO „Forum Informationsfreiheit“ weiß sich Hametner jedoch zu helfen. In Österreich können sich Journalist*innen nämlich auf die sogenannte „Auskunftspflicht“ berufen. Diese bestimmt, dass Informationen, die vorliegen, Journalist*innen für ihre Berichterstattung zugänglich gemacht werden müssen. Das Einforderung dieses Auskunftspflichtgesetzten ist aber teils mit großen Konflikten verbunden und spitzt sich des Öfteren bis zu gerichtlichen Prozessen zu.
Im Wiener NGO „Forum Informationsfreiheit“ hat Hametner bereits einige Siege in Puncto Auskunftspflicht verbuchen können.

Erfolgreiches Klagen

Ein Fall, der sich bis zum Gericht zog und von Hametner erfolgreich entschieden wurde war eine Recherche von Sport- und Kulturförderung unter der Regierung von Sebastian Kurz. Dabei seinen Einsparungen von einer Million Euro in der Sport- und Kulturabteilung getätigt worden, die in der Trasparenzdatenbank aufliegen. Der Datenjournalist wandte sich an Gemeinden, um die Kultur- und Sportförderungen der einzelnen Gemeinden einzusehen. Beinahe alle Gemeinden, die er durch das Auskunftspflichtgesetz kontaktierte, ignorierten seine Anfrage. Hametner und sein Team ging gerichtlich gegen sie vor und konnten am Ende die angefragten Daten zur Einsicht veranlassen.

FragDenStaat

Nicht nur Datenjournalist*innen, sondern auch alle Bürger*innen dürfen Anspruch auf Daten haben. Das Portal FragDenStaat hilft genau dabei, Informationen gegenüber Behörden aufgrund des Auskunftpflichtgesetztes wahrzunehmen. Hametner betreut die Anfragewebsite und hilft Personen, ihre Anfragen transparent und unkompliziert an Ämter zu stellen. Transparenz sei Hametner ein großes Anliegen: „Ich als Datenjournalist habe mir mittlerweile ein dickes Fell und viel Expertise in Sachen Anfragen aneignen können. Dieses Wissen möchte ich an Lai*innen weitergeben.“
Korruption und Machtmissbrauch verfolgen die österreichische Medienwelt auf Schritt und Tritt. Wenn der Grundbaustein eines Artikels, nämlich Daten, verweigert werden oder einseitig sind, dann spitzt sich manipulierte Berichterstattung weiter zu und ist nicht mehr weiter geradezubiegen. „Das Ziel meiner Arbeit ist es, eine Berichterstattung auf mehr Fakten- und Datenbasis zu ermöglichen“, so Markus Hametner.

Foto: Markus Hametner
©Christian Müller

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