Das Virus sagt(e) nein zu Wein

Auch die Weinwirtschaft hat die Corona Krise hart getroffen. Umsatzausfall, Zusammenbruch des Weinmarktes und Existenzängste waren die Folgen. Wie es den Weinbauern Südtirols dabei erging und auch heute noch geht.

Das Weingeschäft war so gut wie leer und im Keller häuften sich die Kartone, voller Weine der vergangenen Jahre, an. Auch der Verkostungsraum wurde immer seltener betreten. Dabei vermisste es Christian Plattner fast stündlich, sich mit seinen Kunden und Kundinnen über seine Leidenschaft, den Wein, auszutauschen. Er ist stolzer Eigentümer des „Ansitz Waldgries“ im Herzen von St. Magladena in Südtirol. Umgeben von Weibergen wuchs er schon als kleines Kind dort auf und war begeistert von der Arbeit seines Vaters als Winzer und wollte immer schon in seine Fußstapfen treten. Man könnte sagen die Liebe zum Wein, wurde ihm in die Wiege gelegt.   

 © Michael Dall

Schlagartige Veränderungen

Umso mehr traf ihn das Aufkommen des Corona Virus vor nun mehr als zwei Jahren. Kaum eine Branche in Südtirol, traf die Corona Krise so stark wie die Weinwirtschaft. Es fiel dem mittlerweile 49-jährigen Weinbauern schwer unter solchen Bedingungen einen klaren Kopf zu bewahren. Ungewissheit, Orientierungslosigkeit und Zukunftsängste gehörten fast schon zu seinem Alltag dazu. Als es im März 2020 zum ersten Lockdown in Südtirol kam, wurden nicht nur die Treffen mit Freunden und Familie immer weniger, sondern auch die Bestellungen seines Weines- und das von allen Seiten. „Die Bestellungen waren annährend null und es kam fast zu einem Umsatzausfall“, so der Winzer. Da es strikte Einreisebeschränkungen aus dem Ausland gab, fehlte ihm seine wichtigste Einnahmequelle: die Touristen. Auch Stammkunden bekam er immer weniger zu Gesicht und von der Gastronomie und Hotellerie hörte man auch nichts mehr. Restaurants, Hotels, Vinotheken und Önotheken, die nun mal Hauptabnehmer des Weins sind, waren von heute auf morgen für unbestimmte Zeit geschlossen.

Zusätzlich war die Einreise seiner Saisonarbeiter aus Polen und Tschechen ohne Quarantäne so gut wie unmöglich. Daneben hatten viele der Fernarbeiter auch „persönliche Bedenken“. Zum Glück konnte er in dieser Zeit aber auf einheimische Arbeitskräfte zählen, die ihm die Saison retteten. „Es war schön zu sehen, wie sich in solchen Zeiten auch Konkurrenten unter die Arme griffen“, sagt Christian. Mittlerweile wurden die Einreisebeschränkungen glücklicherweise gelockert und die Saisonarbeiter kommen ohne Probleme bald wieder nach Südtirol.                 

Hilflosigkeit und Zukunftsängste

Die letzten zwei Weinjahre waren für die Winzer also nicht gerade einfach. Für Christian Plattner war es vor allem schwierig seine Zukunft  zu planen. „Ich stand und stehe teilweise immer noch vor einem großen Fragezeichen und frage mich, wann alles endlich wieder losgehen kann“ sagt er. Im Herbst 2020 fuhr Christian, so wie viele weitere Weinbauern, mit der Produktion zurück. „ Es gab also weniger Einnahmen für 2019 und auch für 2020, weil die Ernte um ungefähr 25% gedrosselt wurde“. Sinn dahinter ist es den übrigen Wein der nicht verkauft werden konnte, mit Abklang der Krise absetzen zu können und den Markt zu entlasten. Staatliche Beihilfen, die Christian Plattner bekam, sind „nicht der Rede wert“ und der Weinbauer war somit auf sich allein gestellt. Im Weinberg, im Weinbau und im Keller ging die Arbeit immer weiter und Arbeitskosten und Spesen hatte er weiterzutragen- ohne Unterstützung.

Die positive Seite

Dennoch gab es auch erstaunliche positive Wendungen: die letzten zwei Sommersaisonen waren nämlich Rekordsommer. „Sobald die Ausgangsbeschränkungen gelockert wurden und im Sommer die Touristen wieder einreisen konnten, ist der Weinverkauf wieder explosiv gestiegen“, erzählt Christian Plattner. Er spricht in diesem Sinne von einem „Ausgleich“ der drastischen Einbußen der restlichen Monate.

Trotz der schweren Zeit in Vergangenheit und zum Teil auch in der Gegenwart, befindet Christian Plattner jedoch sich in keiner Notsituation. „Wenn wir bald wieder zurück zu Normalität kehren, dann sind wir in der Weinwirtschaft mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Fotocredit: © Michael Dall