Vor Beginn der Wiener Festwochen 2022 brennt der Hut. Zündstoff liefert der Rapper Yung Hurn mit seinen als sexistisch und rassistisch eingestuften Texten. Ausgerechnet er soll die Veranstaltung musikalisch einleiten? Die öffentliche Debatte zusammengefasst.
13.05.2022. Es ist ein sommerlicher Freitagabend in Wien. Am Rathausplatz herrscht beste Stimmung. Die Eröffnung der Wiener Festwochen läuft für Regisseur David Schalko wie geschmiert. Die Band Bilderbuch und der Rapper Yung Hurn versetzen die, laut Veranstalter, 50.000 Besucher*innen in Ekstase. Ein gelungener Start in die im Vorfeld vieldiskutierten Wiener Festwochen.
Ursprünglich hätte der Wiener Schmusechor mit Yung Hurn auf der Bühne stehen sollen. Die öffentliche Absage des Kollektivs unter dem Hashtag #KeineBühnefürSexismus bricht vor Beginn der Festwochen eine neue (alte) Debatte vom Zaun. Was darf Kunst? Was darf Musik? Und was darf Yung Hurn? Eines steht dabei fest: Einige Lieder des 27-jährigen Donaustädters weisen teils unmissverständlich sexistische und rassistische Inhalte auf. Textpassagen wie „kleine Bitch reitet so wie ein Pony“ oder „Asia-Bitch heißt Ling-Ling“ lassen die Wogen hochgehen. Regisseur David Schalko sieht in der Kritik nur Unterstellungen. Laut ihm könne man den Festwochen nicht vorwerfen, sie seien sexistisch oder rassistisch. Genau diese Vorgehensweise sorgt bei vielen für Unmut.
Yung Hurn, der bürgerlich Julian Sellmeister heißt, ist ein österreichischer Rapper aus dem 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Seine Musik ist inspiriert von der Kunstform „Cloud Rap“. Auch Indie und Techno fließen in seine Songs mit ein. Dass Yung Hurn ein Kind der 90er-Jahre ist, kann ihm optisch nur schwer jemand abstreiten. Mit viel Selbstironie rappt er über ein Leben geprägt von Drogen, Alkohol und Sex. Sein nahezu dadaistisches Auftreten findet vor allem bei jungen, gebildeten Menschen Anklang. Trotz fehlender Seriosität, macht der Künstler auch gelegentlich mit politischen Statements auf sich aufmerksam. So trat er im Jahr 2019, dem Jahr des Ibiza-Skandals, am Donauinselfest in einem T-Shirt mit der Aufschrift „I love Ibiza“ auf. Auf Instagram sammelte er mehrmals Geld für die Volkshilfe Österreich. Zudem durfte er im März 2022 gleich zwei Mal bei Benefizkonzerten für die Ukraine auftreten.
Ungeachtet der Debatte im Vorfeld, feiern vergangenen Freitag 50.000 Besucher*innen am Wiener Rathausplatz zu der Musik von Yung Hurn. „Danke Yung Hurn, du bist der Beste“ ertönt es aus dem Publikum, welches vorwiegend jung und weiblich (!) ist. War der ganze Aufruhr also umsonst? Wenn es nach der grünen Nationalratsabgeordneten Meri Disoski geht, nicht. Sie twittert vor der Veranstaltung: „Das wichtigste Kunst-/Kulturfestival der Stadt Wien, wird mit Sexismus von Yung Hurn eröffnet? Gehts noch?„. Ihre Meinung bleibt auch nach dem Auftritt unverändert. Ein Gegenpol dazu ist Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Er kontert Disoski mit kritischen Fragen und beruft sich auf die künstlerische Freiheit.
Es zeigt sich: Die öffentliche Meinung befindet sich im Zwiespalt. Man kann von Yung Hurn und seinem Aufritt bei der Eröffnung der Wiener Festwochen halten was man möchte. Allerdings haben sowohl der Rapper als auch Regisseur David Schalko alles richtig gemacht. Die Festwochen sind in aller Munde. Die Scheinwerfer auf Yung Hurn gerichtet. Und die Eröffnung war ein großer Erfolg.
Bildquellen:
Titelbild: „ARGO-Konzerte,Alternarena,Festival,Julian Sellmeister,Konzert,Livekonzert,Livemusik,Musik,RiP,Rock im Park 2018,Yung Hurn“ by Stefan Brending (2eight), CC-BY-SA-3.0 de
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