Die Black Lives Matter-Bewegung hat die öffentliche Wahrnehmung auf Denkmäler gelenkt, die im Zusammenhang mit Rassismus, Kolonialismus oder dem Nationalsozialismus stehen. Immer öfter wird die Frage gestellt, ob diese entfernt werden sollen oder ob ihr geschichtsträchtiger Wert wichtiger ist. Es existiert jedoch eine dritte Alternative.
Mit dem Sturz der Statue des britischen Sklavenhändlers Edward Colstons im Juni 2020 in den Hafen Bristols nahm die Aufmerksamkeit auf Statuen mit rassistischer, kolonialer und antisemitischer Vergangenheit zu. Infolge wurden weitere Statuen in Ländern wie den USA, Deutschland oder Belgien beschmiert. Die Akzeptanz für Statuen von Personen, die in Zusammenhang mit Sklavenhandel und Kolonialismus stehen, sinkt mit der zunehmenden Thematisierung von Rassismus. Auch vor Ländern mit nationalsozialistischer Vergangenheit wie Deutschland und Österreich, haben die Proteste gegen Statuen mit antisemistischem oder nationalsozialistischem Hintergrund nicht Halt gemacht. In Wien wurde beispielsweise die Statue des ehemaligen antisemitischen Bürgermeisters Dr. Karl Lueger im Juni 2020 mehrmals mit dem Wort „Schande“ besprüht.
Die Antwort auf die Frage, ob Denkmäler bleiben oder entfernt werden sollen, ist jedoch nicht schwarz oder weiß. Alternativen präsentiert die Ausstellung „Gegen den Strich: Interventionen im öffentlichen Raum“ im Wien Museum. Es wird gezeigt, wie antisemitische und nationalsozialistische Denkmäler das Stadtbild Wiens prägen und wie Künstler*innen diese nutzen, um auf die Missstände dahinter aufmerksam zu machen. Im Mittelpunkt stehen die Interventionen, nicht die Denkmäler.
Nick, eine junge Frau aus London, besuchte die Ausstellung und berichtet, dass auch in ihrer Heimatstadt über den Umgang mit historischen Bauwerken diskutiert wird. Diese haben in London vor allem einen rassistischen Hintergrund. Allerdings sei die Alternative, wie sie in der Ausstellung gezeigt wird, dort bisher kein Thema gewesen. „Ich finde diesen Lösungsansatz sehr gut. Es wäre falsch, die Denkmäler zu entfernen, da die problematische Geschichte dahinter vergessen werden würde. Es ist wichtig, darüber aufzuklären, in welchem Zusammenhang die Bauwerke stehen und sie nicht ohne weitere Informationen stehen zu lassen“, äußert sie sich dazu.
Die Ausstellung will darstellen, dass das Entfernen der Bauwerke zum Vergessen der Missstände führen würde. Ein Aufzeigen der problematischen Vergangenheit würde dazu beitragen, sich mit Themen wie Rassismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Die Geschichte vieler Länder ist mit viel Leid und Ungerechtigkeit verbunden, diese zu ignorieren sei laut den Künstler*innen aber nicht der richtige Weg.
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juni 2022 geöffent. Mehr Informationen finden Sie hier.
Beitragsbild: eigene Aufnahme
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