Wenn die Quarantäne zur Gefahr wird: Häusliche Gewalt in Zeiten von Corona

#StayHome und #StaySafe begleiten uns durch die Corona-Krise. Die Botschaft von Politik und Wissenschaft ist klar: Alle, die ihr Haus nicht unbedingt verlassen müssen, sollen Daheim bleiben. „Zuhause bleiben“ ist aber nicht für alle eine sichere Option. Expert*innen warnen vor einem Anstieg der Häufigkeit von häuslicher Gewalt durch die Einführung der Ausgangsbeschränkung. In einer Pressekonferenz am 19. März stellten die Frauenministerin Susanne Raab und die Justizministerin Alma Zadić ein Maßnahmenpaket der Regierung vor, um den Opferschutz zu forcieren und diesem Anstieg entgegenzuwirken.

Konkrete Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen während der Corona-Krise

„Häusliche Isolation birgt für Frauen und Kinder ein besonders großes Risiko Opfer von häuslicher Gewalt zu werden“, so Susanne Raab. In der Pressekonferenz betont die Frauenministerin außerdem, dass in Österreich niemand in einer solchen Situation allein gelassen werde und jede Frau Hilfe und Unterstützung bekäme. Die Stärkung des Gewaltschutzes möchte sie durch zwei Maßnahmen gewährleisten: Hilfs- und Unterstützungsangebote sollen ausgeweitet und eine breite Informationsoffensive darüber gestartet werden.

„Häusliche Isolation birgt für Frauen und Kinder ein besonders großes Risiko Opfer von häuslicher Gewalt zu werden“

Die Frauen-Helpline, eine kostenlose Telefonberatung für Frauen in Notsituationen, wurde dafür finanziell wie auch personell aufgestockt. Zusätzlich zur Frauenhelpline wurde auch die Onlineberatung für von Gewalt betroffenen Frauen ausgebaut. Im HelpChat von haltdergewalt.at ist es Frauen und Mädchen möglich, sich anonym an Beraterinnen zu wenden. Außerdem wurde eine Informationskampagne über die Hilfsmöglichkeiten für Frauen, die von ihren Männern bedroht werden, gestartet. Unter anderem liegen in Supermärkten Flyer auf, die über die österreichischen Frauenhäuser und Hilfsangebote informieren.

Kein Ansturm auf die Frauenhäuser

An die Frauenhäuser können sich Frauen wenden, die Gewalt von ihrem Partner erfahren haben oder sich in einer akuten Notsituation befinden. Betroffene bekommen dort Hilfe und Unterschlupf. Seit Beginn der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkung vor Mitte März ist es laut einer Aussendung des Zusammenschlusses der Österreichischen Frauenhäuser zu keinem Anstieg bei den zu betreuenden Frauen gekommen. Ob die Maßnahmen der Bundesregierung Wirkung zeigen, können die Frauenhäuser bisher nicht sicher sagen: „Wir wissen in Wirklichkeit nicht, wie sich einzelne Faktoren der Maßnahmen auf das Zusammenleben im Familiensystem auswirken werden. Sollte es in weiterer Folge zu erhöhter Nachfrage kommen, sind wir jedenfalls gut vorbereitet.“

Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet rund um die Uhr gratis und anonym telefonische Erst- und Krisenberatung für Frauen, Jugendliche und Kinder, die von Gewalt betroffen sind: 0800 222 555.