Wenn Schwule keine Regenbögen mögen

Es wurde mit über 150.000 Demonstranten gerechnet, die sich alle für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen. Viele davon gehören der LGBTI (Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen) Community an. Doch nicht alle Mitglieder der Community sind der Meinung, dass die Regenbogenparade die gewünschte Veränderung mit sich bringt.

„Die Parade bringt mir nichts, außer dass die Leute, die mich wegen meiner Orientierung eh schon nicht mögen, mich nur noch weniger mögen.“

„Ich denke nicht, dass die Parade wirklich Einfluss auf die Gesetze hat oder die Stellung sonderlich verbessert.“ so der 23 jährige Fabian*, der sich mit 13 geoutet hat und bei der Parade nicht mitgefeiert hat.

Um was gehts eigentlich genau?

Angefangen hat das ganze 1969 in New York in der Christopher Street. Nach dem ersten Aufstand von Homosexuellen gegen diskriminierende Polizei-Razzien, lieferten sich immer mehr Homosexuelle auf dieser Straße gewalttätige Demonstrationen, um sich für die Rechte der LGBTI Community einzusetzen. Die „Gay Liberation Front“ wurde gegründet und alljährlich wird am „Christopher Street Day“ für mehr Toleranz im Alltag und die Schaffung von Antidiskriminierungsgesetzen gefordert.
In Österreich wurde Homosexualität 1971 legalisiert, es folgten Antidiskriminierungsgesetze und die gesetzliche Gleichstellung. 1996 wurde die erste Regenbogenparade veranstaltet. Zum 50ten Jubiläum nach der 69er Revolte dürfen Homosexuelle auch in Österreich heiraten – ab dem 01.01.2019.

Wie ist das heute?

Hat die Parade noch die selbe Wirkung und Gewichtung wie damals? Immerhin ist ein großes Motto der Veranstaltung „Offenheit“. Und doch muss man zuvor teuer Tickets kaufen, um auf den Partytrucks feiern zu dürfen. Die hohen Preise versucht man mit All-u-can-drink Angeboten zu rechtfertigen. Die Botschaft der Zusammenhörigkeit und dem Miteinander ist auch nicht immer sofort ersichtlich – es kommt so rüber, als ginge es darum lauter und außergewöhnlicher als die anderen zu sein.

„Meiner Meinung nach ist die Parade eher kontraproduktiv für die Community“, meint Fabian.

Warum es trotzdem immer noch wichtig ist

„Ich will keine Privilegien“

Das ist verständlich, denn Gleichberechtigung und -stellung ist das Ziel, jedoch ist das in vielen Ländern der Welt noch nicht mal in Aussicht. In insgesamt 68 Ländern ist Homosexualität noch strafbar, zum Beispiel in weiten Teilen Afrikas. In 8 UNO-Mitgliedsstaaten (Unter anderem im Sudan, Saudi-Arabien oder Jemen) werden sie sogar mit dem Tod bestraft.

Auch in Ländern, in denen Homosexualität nicht verboten ist, werden Homosexuelle nach wie vor mit Homophobie und Diskriminierung konfrontiert. So auch zum Beispiel in Istanbul, Türkei, wo die Pride Parade die letzten drei Jahre verboten wurde. Und auch dieses Jahr scheint die Hoffnung auf eine Parade nicht sehr groß zu sein.

Ob man mit der Parade, wie sie heute gehalten wird, wirklich Veränderungen erzielen kann und sie in der Art nötig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist jedoch, dass gegen Diskiminierung immer noch gekämpft werden muss.

*Name auf Wunsch geändert

Grafik: „Wo gleichgeschlechtliche Liebe verboten ist“ by Statista, CC BY-ND 3.0