Veganes Österreich – Widerspruch oder Zukunft?
„Österreicher*innen tragen immer Dirndl oder Lederhose und essen Wiener Schnitzel.“ Vorurteil eins wird bei einem Besuch Österreichs schnell wiederlegt, Vorurteil zwei stimmt so auch nicht mehr ganz. Die vegane Ernährungsweise wird hierzulande immer präsenter, auch wenn der Anteil der Veganer*innen 2021 noch bei zwei Prozent lag.
Zunahme veganer Ernährung in Österreich
Eine vegane Ernährung bedeutet, dass keine tierischen Produkte konsumiert werden. Ausgeschlossen sind demnach Fleisch, Milchprodukte, Honig etc. Für manche ist damit auch der Verzicht auf Leder, Wolle und Kosmetikprodukte, die tierische Inhaltsstoffe beinhalten, eingeschlossen. In Österreich lebten 2021 106 000 Menschen vegan, 840 000 vegetarisch und 4 600 000 flexitarisch, was bedeutet, besondere Aufmerksamkeit auf den Konsum von tierischen Produkten zu legen. Bei allen drei Typen lässt sich ein langsamer, aber stetiger Zuwachs verzeichnen. Zum Vergleich: 2018 ernährten sich 80 000 Menschen vegan. Auch der Markt hat sich der veränderten Ernährungsweise angepasst und sich um vegane Ersatzprodukte erweitert. Laut einer Supermarktkette in Österreich hat sich der Umsatz in diesem Bereich in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent erhöht.
Warum vegan?
Die Gründe für diese Ernährungsweise sind vielfältig. Für viele ist eine Ernährung mit tierischen Produkten aus moralischer Sicht nicht vertretbar. Die Massentierhaltung, die Zucht und der Umgang mit den Tieren sind Beweggründe für den Umstieg zum Veganismus. Auch der ökologische Aspekt spielt eine Rolle, da tierische Lebensmittel mit hohen Treibhausgasemissionen und massivem Wasser- und Landverbrauch verbunden sind. Allerdings kann auch die Gesundheit von einer solchen Ernährung profitieren. Laut wissenschaftlichen Studien stinkt das Risiko von Krebserkrankungen, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Nehme ich bei einer veganen Ernährung alle notwendigen Nährstoffe zu mir?
Etwas Achtsamkeit hinsichtlich der Ernährung ist notwendig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Kritisch kann unter anderem die ausreichende Protein-, Omega-3-Fettsäuren-, Vitamin D- und Eisenzufuhr werden. Allerdings kann eine ausgewogene Ernährung, die Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, Soja, Gemüse, Ölsamen etc. enthält, den Mangel an Nährstoffen aus tierischen Produkten ausgleichen. Hinsichtlich Vitamin B12 empfiehlt es sich allerdings Präparate einzunehmen, da dieses nur in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Nichtsdestotrotz existieren in der Wissenschaft noch gegensätzlich Ansichten, inwiefern eine vegane Ernährung die Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe sicherstellt. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann eine ärztliche Fachperson aufsuchen.
Vegan in Wien
Die Ernährungsweise hat auch vor Wien nicht Halt gemacht. Laufend werden neue Restaurants und Cafés eröffnet, die Gerichte und Backwaren ohne tierische Produkte anbieten. Auch vegane Supermärkte lassen sich bereits finden. Ein veganes Lokal ist beispielsweise die Simply Raw Bakery im ersten Bezirk, die mit Kuchen und Torten auch Nicht-Veganer*innen anlockt. Auf die Frage, ob sie den Trend auch im Cafe spürt, antwortet die Verkäuferin: „Ja, auf jeden Fall! Die Menschen wollen nun lieber Produkte ohne tierische Inhalte.“ Einem jungen Mann, der es sich an einem der Tische vor dem Lokal gemütlich gemacht hat, geht es ähnlich: „Grundsätzlich bin ich nicht vegan, allerdings esse ich zwei Tage pro Woche kein Fleisch und keine Milchprodukte.“ Die Gründe für ihn sind vor allem der Umweltschutz, aber auch der Umgang mit den Tieren bei der Fleisch- und Milchproduktion.
Beitragsbild: eigene Aufnahme
Bild „Simply Raw Bakery“: eigene Aufnahme