Im Rekordtempo: Statt Sport nun Intensivstation
Wie Influencer in der Corona-Krise ihre Reichweite nutzen
4,3 Millionen Euro: Ein italienisches Influencer-Paar hat es im Rekordtempo geschafft, auf Mailänder Sportplatz eine COVID-19 Intensivstation zu errichten.
Die Macht von Social Media
„Forza Italia! Gemeinsam sind wir stark!“ Unter diesem Motto haben die Influencerin Chiara Ferragni und ihr Ehemann Fedez ihre Kampagne gestartet. Die beiden Promis haben das Projekt am 9. März ins Leben gerufen. Ziel war es, für Krankenhäuser in Italien Spenden zu sammeln. Vor allem über Social Media haben sie ihre FollowerInnen um Unterstützung gebeten. Bereits ab einem Betrag von fünf Euro konnte auf der Plattform Gofundme gespendet werden. Wem es finanziell nicht möglich war, konnte den Aufruf auch einfach teilen. Eines ist für Ferragni und Fedez klar: Die Bevölkerung muss auf den Coronavirus-Notstand aufmerksam werden. Es braucht den Zusammenhalt aller in diesem schweren Kampf. Heute mehr denn je!
Überraschenderweise hat ihr Aufruf eine ganze Welle der Nächstenliebe ausgelöst. Und das rasend schnell. Bereits in den ersten 24 Stunden konnten mehr als dreitausend Euro gesammelt werden. Beinahe 200.000 SpenderInnen aus allen Ecken der Welt haben sich die Botschaft demnach zu Herzen genommen. Innerhalb kürzester Zeit erreichte die Spendenaktion eine Rekordsumme von 4,3 Millionen Euro. Den Gesamterlös erhielt die Mailänder Klinik San Raffaele.
Im Wettlauf gegen die Zeit
Sofort wurde aus der Idee Wirklichkeit: In unglaublichen zehn Tagen haben zahlreiche ArbeiterInnen das Projekt in die Realität umgesetzt. Mithilfe der gesammelten Spenden konnte von Null auf eine neue Intensivstation mit 14 Betten errichtet werden. Dabei arbeitete das gesamte Team ununterbrochen. Konkreter Location-Hotspot war das Universitäts-Sportgelände. Acht Tage und Nächte benötigte der Bau und zwei weitere waren für die Ausstattung der Räumlichkeiten eingeplant. Alberto Zangrillo, Primar am Krankenhaus San Raffaele, versichert: „Wir haben die modernsten verfügbaren Technologien verwendet.“ Notwendig waren beispielsweise Geräte zur Überwachung der Vitalfunktionen, Beatmungsgeräte und spezielle Infusionsvorrichtungen für Flüssigkeiten und Medikamente.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer
Giulio Gallera, Assessor für Gesundheitsvorsorge der Region Lombardei, stuft die derzeitige Lage in Mittelitalien immer noch als kritisch ein. Beispielsweise würde die Anzahl der IntensivpatientInnen weiterhin ansteigen. Das Tragische dabei: An manchen Tagen solle nur knapp eine Handvoll an Betten zur Verfügung stehen. Gerade deshalb betont die ärztliche Leitung am Krankenhaus San Raffaele: „Die Intensivstationen sind enorm wichtig.“ In dieser speziellen Notlage seien sie die einzige Möglichkeit, NotfallpatientInnen die benötigte medizinische Behandlung zu gewährleisten. Jede/r habe eine Chance auf Heilung verdient.
Egal wie schwer die Situation auch sein mag: Die neue Intensivstation bietet einen kleinen Hoffnungsschimmer. Schon am 23. März war es möglich, die ersten Corona-PatientInnen aufzunehmen. Bereits eine Woche später, am 30. März, konnte die Mailänder Klinik eine zweite Coronavirus-Abteilung eröffnen: Zehn weitere Betten für zehn weitere PatientInnen. Vor allem ist es ein Versuch in die richtige Richtung. Nämlich, die kleineren Krankenhäuser bestmöglich zu entlasten.
„Ihr seid nicht allein“
Zangrillo beschreibt das Projekt als ein wichtiges Beispiel. Er dankt neben Ferragni und Fedez all jenen, die an das Projekt geglaubt haben: „Vor allem danke ich allen SpenderInnen für ihre Großzügigkeit. Mit ihrem Beitrag haben sie eine gute Tat für die ganze Bevölkerung geleistet.“
Eine kleine Geste: Von jetzt an hängt symbolisch ein 30 Meter langes Banner mit allen Namen der rund 200.000 SpenderInnen im Eingangsbereich der Intensivstation. Eine wichtige Nachricht für alle ÄrztInnen im Kampf gegen das Coronavirus: Ihr seid nicht allein.
FOTO: „San Raffaele Hospital from highway A51“ by Mystère Martin, CC BY-SA 3.0