Die Debatte rund um feministische Themen ist in den letzten Jahren immer präsenter geworden. Ein Aspekt, der aber oftmals ausgelassen wird, ist die Diskriminierung bezüglich einer Vielzahl an Gründen wie Sexualität oder Religion. Um einen besseren Einblick zu bekommen, hat Goschat! sich mit Kenza* unterhalten, die vor 10 Jahren auf Grund ihrer Sexualität aus dem Iran geflohen ist.
Bei der Intersektionalität tauchen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Antifeminismus, religiöse Verfolgung, Homophobie, Transphobie, Behindertenfeindlichkeit/Ableismus und Disablismus, Altersdiskriminierung oder Klassizismus nicht isoliert voneinander auf, sondern werden in ihren Interdependenzen und Überkreuzungen betrachtet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Intersektionalität
Kenza war nicht nur eine verheiratete Frau im Iran, die ihre Religion ändern und ihre Ehe auflösen wollte. Sie ist auch eine Frau, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlt, was bis heute ein absolutes Tabuthema im Iran ist. Kenza wurde also nicht nur aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert, sondern auch wegen ihrer Sexualität. Sie ist 37 Jahre alt und vor 7 Jahren nach Österreich gekommen. Bevor sie sich dazu entschieden hat, ihre Religion zu ändern, um zu ihrer Sexualität zu stehen, war sie vier Jahre lang mit einem Mann verheiratet.
In dieser Ehe hat sie einen Sohn bekommen, zu dem sie nach der Scheidung keinen Kontakt mehr hatte, weil es ihr von ihrem Exmann verboten wurde. Es war keine Ehe, die aus Liebe entstanden ist, sondern eine Zwangsheirat im Alter von 17 Jahren. Diese Entscheidung hat ihr Vater getroffen. Die Macht der Männer äußert sich nicht nur in diesem Beispiel, sondern in jedem Bereich des alltäglichen Lebens. Männer habend die Macht Entscheidungen zu treffen und Regeln aufzustellen.
Nach vier Jahren Ehe hat sie ihren Mut zusammengefasst und ist sofort nach ihrer Scheidung, die ein sehr langer und qualvoller Prozess war, nach Österreich gekommen. Viermal musste sie das Asylheim in Linz wechseln. Sie wurde mehrmals gefragt, warum sie das Land verlassen hat, woraufhin Kenza immer geantwortet hat, dass sie durch ihre Sexualität gefährdet war. Ihr wurde aber lange nicht geglaubt. Stattdessen wurde sie gefragt warum sie keine Freundin hat oder in Lgbtqia+ Gemeinschaften aktiv ist.
Kenza’s Geschichte ist leider kein Einzelfall. Weltweit werden Menschen nicht nur wegen ihres Geschlechts, sondern zusätzlich bezüglich ihrer Sexualität, Religion und vielen anderen Gründen stärker diskriminiert, obwohl sie als Frau zum Beispiel ohnehin benachteiligt werden.
Es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen, denn im Zuge des Feminismus wird oft nur über eine Art der Unterdrückung gesprochen. Eine Unterdrückung, die rein auf dem Geschlecht einer Person basiert. Der intersektionale Feminismus weist jedoch darauf hin, dass es noch viele andere Faktoren gibt, die nicht übersehen werden dürfen. Wenn sich eine gebildete heterosexuelle Frau in Europa für Frauenrechte einsetzt, dann ist das gut und äußerst wichtig. Auf der anderen Seite dürfen wir aber nicht vergessen, dass es Frauen gibt, die einen ganz anderen Kampf führen. Sie werden nämlich nicht nur auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt.
*Name von der Redaktion geändert
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