Maskenlos U-Bahn fahren in Wien

FFP2_Maskenlos_Ubahn_Wien FFP2-Maske am Boden in der Wiener U-Bahn

In ganz Österreich fallen in den Öffis die Masken, außer in Wien. Im Stadtgebiet gilt in öffentlichen Verkehrsmitteln immer noch eine FFP2-Maskenpflicht. Halten sich die Fahrgäste auch daran?

Es ist der 1. Juni 2022, ich befinde mich in der Wiener U-Bahn-Station Praterstern, U2 Richtung Schottentor. Angekündigt ist ein Protest von Maßnahmengegner*innen. Dieser soll in der Form eines gemeinsamen maskenlosen U-Bahn fahren stattfinden. Motto des Boykotts ist „Wir sind der Souverän und wir werden es beenden“. Beendet wurden an diesem Tag jedenfalls die meisten Covid-19-Schutzmaßnahmen in ganz Österreich durch Gesundheitsminister Johannes Rauch. Nur Wien geht einen Sonderweg. Dort gilt noch immer eine FFP2-Maskenpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich, in Apotheken und in allen öffentlichen Verkehrsmitteln.

Aktuelle Situation in der U-Bahn

Während ich auf die Protestierende warte, beobachte ich die anderen Fahrgäste. Auf den Bahnsteigen wartet circa jeder fünfte ohne Maske auf seine U-Bahn. Wenn diese einfährt, steigen fast immer mindestens zwei Personen ohne Mund-Nasen-Schutz aus. Dabei gilt auch in Öffi-Stationen eine FFP2-Masken-Pflicht. Generell befreit davon sind Kinder unter sechs Jahren. Schwangere und Kinder zwischen 6 und 14 Jahren können statt einer FFP2-Maske einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Von der FFP2-Maskenpflicht ausgenommen sind auch Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die keine Schutzvorrichtung tragen können, und eine Bestätigung von einem/r Mediziner*in mitführen. Zuletzt sind auch Gehörlose und schwer hörbehinderte Menschen sowie deren Kommunikationspartner*innen während der Kommunikation von der Pflicht befreit.

„Die überwiegende Mehrheit hält sich an die Maskenpflicht in den Öffis. Auch wenn wir in den vergangenen Wochen vergleichsweise wieder mehr Fahrgäste darauf angesprochen haben, sind es in der Relation Einzelfälle. Rund 4.000 Fahrgäste werden aktuell von uns pro Woche angesprochen und das bei über 11 Millionen Fahrgästen, die im selben Zeitraum mit den Öffis unterwegs sind.“ – Daniel Amann, Pressesprecher der Wiener Linien

Missachtung der FFP2-Maskenpflicht

Die FFP2-Maskenpflicht tritt nach dem Durchschreiten der Entwertersperren in U-Bahn-Stationen, beim Einsteigen in eine Straßenbahn oder in einen Bus in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt gilt sie die ganze Fahrt bis zum Verlassen des Verkehrsmittels bzw. der Station. Wer keine FFP2-Maske trägt und keinen oben aufgeführten Befreiungsgrund nachweisen kann, muss laut den Beförderungsbedingungen der Wiener Linien eine Gebühr in Höhe von 50 € zahlen und die Öffis sofort verlassen.

„Wir suchen in erster Linie das Gespräch. Wenn dann die Maske aufgesetzt wird, ist das für uns auch gleich wieder erledigt. Seit Beginn der Pandemie vor über zwei Jahren musste insgesamt rund 690-mal eine Strafe ausgesprochen werden.“- Daniel Amann, Pressesprecher der Wiener Linien

In der Stunde, die ich in der U-Bahnstation verbrachte, sah ich nur einmal einen Wiener-Linien-Mitarbeiter. Dieser wies Personen ohne Mund-Nasen-Schutz aber nicht auf die FFP2-Maskenpflicht hin. Und der maskenlose U-Bahn-Protest? Dieser fand zumindest in der Station Praterstern nicht statt. Es sei denn, man zählt Männer in Business Casual, Kinder oder Tourist*innen mit großen Rollkoffern zur Gruppe der Maßnahmengegner*innen.

Infobox FFP2-Maske
Eine FFP2-Maske ist laut dem Bundesministerium für Gesundheit eine partikelfiltrierende mechanische Barriere. Um zu funktionieren, muss sie Nase, Mund und Kinn bedecken. Eine FFP2-Maske schützt, im Gegensatz zu anderen Masken, nicht nur andere Personen vor Schadstoffen, sondern auch den/die Träger*in. Um das sicherzustellen, unterliegen FFP2-Masken gesetzlichen Regelungen und speziellen Prüfkriterien.

Foto: © Anna Halbritter