Krieg in der Ukraine – warum eigentlich?
Dass in der Ukraine Krieg herrscht ist für die allermeisten keine Neuigkeit mehr, die Geschichte dahinter und warum Russland eigentlich angegriffen hat, kennen die wenigsten. Dagegen soll dieser Artikel Abhilfe schaffen.
Wie alles begann
Die Geschichte des Krieges lässt sich bis in die 1990er Jahre zurückverfolgen, als der Kalte Krieg endete und die damalige Sowjetunion zerfallen ist. Aber auch im Jahr 2014 kam es zu heftigen Streitigkeiten um die Halbinsel Krim. Um die Hintergründe des Ukraine Krieges, wie wir ihn heute kennen, verstehen zu können, muss man in der Geschichte jedoch ganz von vorne anfangen.
1990: Am 19. November 1990 erkannte der damalige russische Präsident Boris Jelzin die Ukraine in einem Vertrag als einen unabhängigen Staat an.
2003: Es wurde ein weiterer Vertrag abgeschlossen. Dieser regelte die Grenze zwischen der Ukraine und Russland bei Kertsch.
2004: Die schon angespannte Beziehung der beiden Staaten verschlechterte sich als bei einer Präsidentschaftswahl der Ukraine nicht der, von Putin unterstützte, Kandidat Wiktor Janukowytsch gewann.
2006 und 2009: Putin stoppt im Rahmen des russisch-ukrainischen Gasstreits Gaslieferungen in die Ukraine.
2010: Wiktor Janukowytsch, der Kandidat, der von Putin unterstützt wird, gewann die Präsidentschaftswahl in der Ukraine.
2013: Erneute Spannungen zwischen der Ukraine und Russland entstehen durch das sogenannte Assoziierungsabkommen mit der EU, durch das Putin seine Interessen gefährdet gesehen hat. Dieses Abkommen ist ein Handelsabkommen zwischen der EU und der Ukraine und regelt neben der Demokratie auch Themen, wie Menschenrechte, Korruption und Sicherheit. Die Unterzeichnung dieses Abkommens wurde allerdings verschoben, da die EU auf wirtschaftliche Probleme in der Ukraine nicht reagierte. Daraufhin kam es zu Protesten in Kiew gegen die ukrainische Regierung.
2014: Am 21. Februar 2014 wurde die sogenannte“ Vereinbarung über die Beilegung der Krise in der Ukraine“ unterzeichnet. Diese hieß nicht nur das Ende der Proteste, sondern auch vorzeitige Neuwahlen.
Der damalige Präsident Janukowytsch versuchte die Flucht aus der Ukraine, die ihm allerdings missglückte und wurde am gleichen Tag noch vom Parlament für abgesetzt erklärt. Er kam auf seinen Wunsch hin nach Russland. Putin spricht daraufhin von einem „verfassungswidrigem Umsturz in der Ukraine“ und versuchte so das politische System aus den Fugen zu bringen. Das tat er, da er gleichzeitig schon mit den Interventionen auf der Krim begonnen hatte.
Die neue ukrainische Übergangsregierung fand keinen Platz mehr für die an Russland angelehnte „Partei der Regionen“. Daraufhin kam es erneut im ganzen Land zu Protesten und Destabilisierungsversuchen von russischer Seite. Von besonderem Interesse Russlands war hier, dass die Krim zu Russland gehören sollte, da viele ihrer Bewohner Russen waren. Es kam daraufhin zu kriegerischen Auseinandersetzung bei denen Demonstranten und das Militär beteiligt waren.
2015 bis 2020: Trotz mehrfach ausgehandelter Waffenstillstände kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen und Todesopfern. Erst ein weiterer Anlauf im Juli 2020, ein Abkommen für einen Waffenstillstand zu schaffen, konnte die Lage entspannen und die Waffenstillstandsverletzungen erheblich reduzieren.
2021: Russland beginnt aufzurüsten und Truppen entlang der ukrainischen Grenze und auf der Halbinsel Krim zu positionieren. Die Anzahl der Waffenstillstandsverletzungen beginnt mit Ende des Jahres wieder rasant zu steigen. Noch mehr russische Truppen wurden von Putin in die Nähe der Grenze verlegt – ein Manöver, das bereits im Februar 2022 enden hätte sollen, aber verlängert wurde.
2022: Nachdem das Manöver verlängert wurde begann mit Ende Februar der russische Überfall auf die Ukraine. Dieser Angriff war der Startschuss dafür, was wir heute unter dem Ukraine Krieg verstehen.
Welche Ziele verfolgt Russland mit dem Angriff auf die Ukraine?
Putins gab seine Forderungen bereits am 20. Februar diesen Jahres bekannt. Hierbei handelt es sich um vier Punkte:
Erstens soll die Krim zu Russland gehören. Die Halbinsel ist für Russland nicht nur interessant, weil auf ihr so viele Russen leben, sondern hauptsächlich wegen dem Hafen Sewastopol. Obwohl Russland eine lange Küstenlinie hat, hat es kaum Häfen, die nie zufrieren. Das könnte sich ändern, wenn die Halbinsel Krim russisches Staatsgebiet wird.
Zweitens darf die Ukraine niemals der NATO beitreten. Russland möchte damit verhindern, dass noch mehr ehemalige Sowjetstaaten NATO Mitglieder werden.
Drittens soll die Ukraine die Waffen, die ihnen der Westen geliefert hat nicht einsetzen.
Und viertens soll die Ukraine „demilitarisiert“ werden. Das bedeutet den Abbau der Armeen und die Reduktion der gelagerten Waffen.
Wichtige Schlagwörter im Ukraine Krieg und was sie bedeuten
Um Nachrichten rund um den Krieg folgen zu können ist es wichtig einige Begrifflichkeiten einordnen zu können und zu wissen worum es dabei geht. Daher werden hier abschließend noch die wichtigsten Schlagwörter erklärt.
Angriffskrieg: Zum Angriffskrieg gehören alle kriegerischen Handlungen, also zum Beispiel Angriffe, Überfälle und Ähnliches, die von der Angriffsseite des Krieges ausgehen. Im Fall des Ukraine Krieges ist das Russland. Das Gegenteil ist der Verteidigungskrieg, dieser wird in diesem Fall von der Ukraine geführt.
Krim: Die Krim ist die größte Halbinsel im schwarzen Meer und gehört zur Ukraine. Seit dem Jahr 2014 kam es immer wieder zu Anspannungen, da Russland diese Halbinsel aufgrund ihrer geografischen Lage gerne als russisches Staatsgebiet wissen würde.
NATO: Die NATO oder auch Nordatlantikvertrags-Organisation ist ein politischer Zusammenschluss von derzeit 30 Staaten. Einfach gesagt geht es darum sich im Falle eines Angriffes oder Krieges zu unterstützen. Die Ukraine ist derzeit kein Mitgliedsstaat der NATO und eines von Russlands Kriegszielen ist es, dass das auch so bleibt. Auch Österreich ist kein NATO Mitglied.
Partei der Regionen: Die „Partei der Regionen“ ist eine politische Partei in der Ukraine.
Prorussisch: Prorussisch setzt sich aus den Worten „Pro“ (bedeutet für etwas sein; etwas positiv gegenüber zu stehen) und „Russland“ zusammen. Es steht für eine positive Einstellung gegenüber Russland und dessen Regierung.
Separatisten: Der Begriff Separatisten beziehungsweise Separatismus kommt von dem Wort „separat“, also „getrennt“ oder „abgespalten“. Eine Gruppe von Separatisten sind Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen von ihrem Land „abspalten“ möchten. Einerseits gibt es Separatistengruppen, die einen ganz neuen Staat gründen wollen, andere möchten lieber einem bereits existierenden Staat beitreten. Im Falle der prorussischen Separatisten ist das Russland.
ⓒ Bild Stand with Ukraine rally by Victoria Pickering CC BY 2.0