Klimademonstration gegen den Krieg
Derzeit belastet mehr als eine Krise ein unbeschwertes Dasein und Zusammenleben. Trotzdem hat am 25. März der Fridays for Future Klimastreik stattgefunden und auch in Wien haben sich am Freitag tausende Menschen getroffen, um an der Demonstration teilzunehmen.
Fast vier Jahre ist es her, seitdem Greta Thunberg beschlossen hat, statt zur Schule auf die Straße zu gehen und für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Damit ist eine starke Bewegung in Gang gesetzt worden, die bis heute standhält. Das vor allem deswegen, weil von der Politik bisher kaum Forderungen umgesetzt wurden. Doch wo vor vier Jahren noch die fehlende Klimapolitik das Hauptproblem war, sind wir heute umgeben von weiteren Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Das erste Mal seit Jahrzehnten dringt Krieg wieder in das kollektive Gedächtnis und lange Zeit nach dem Ausbruch der Pandemie, jagt im März immer noch ein Höchststand den nächsten.
Zeit für das Klima?
Mit der Frage beginnt auch Elisa Bas, Vertreterin der Fridays for Future Bewegung Hamburg, ihre Ansprache bei der Pressekonferenz zum weltweiten Klimastreik. „Ja, es ist definitiv die richtige Zeit für das Klima, denn Klimagerechtigkeit und Frieden sind unzertrennbar miteinander verbunden“ antwortet sie, der Ausstieg vom Handel mit Russland und den fossilen Brennstoffen sei essenziell. Daraus entstehe ein gegenseitiger Vorteil, es könne nicht nur Klimagerechtigkeit hergestellt und Klimakatastrophen vermieden werden, sondern mit diesem Schritt auch gegen den Krieg angekämpft werden.
Wie stark der Zusammenhang zwischen diesen beiden Themen ist, betont auch Aktivist Ilyess El Kortbi, Gründer von Fridays for Future Ukraine, der ebenfalls bei der Pressekonferenz vertreten ist. Aufgrund des Krieges ist es ihm nicht möglich, in seinem eigenen Land zu demonstrieren. Seine Stimme bricht, als er von seiner Flucht und der seiner Freunde und Familie spricht, seine Forderungen drückt er aber klar und deutlich aus. Durch den russischen Öl- und Gasimport werde der Angriffskrieg von Europa mitfinanziert. Ilyess sieht einen starken Widerspruch in der Kommunikation europäischer Staaten, die der Ukraine einerseits Unterstützung versprechen und andererseits keinen Stopp des fossilen Handels mit Russland einlegen. Eine Energiewende hätte schon lange passieren sollen, nun aber sei sie der einzige Ausweg bekräftigt er, denn auch wenn die Ukraine diesen Krieg gewinne, verlieren wir alle gegen das Klima.
Die gesamte Pressekonferenz zu Klimastreik, Krieg und fossilen Abhängigkeiten könnt ihr hier nachsehen: https://www.youtube.com/watch?v=LmIpndZWyNg&t=987s
Klimademonstration in Wien
Am frühen Nachmittag füllt sich der Treffpunkt am Stubentor mit Menschen jeder Altersgruppe, denn nicht nur Schüler:innen, sondern auch Eltern, Großeltern oder Lehrer:innen kommen hier zusammen, um gemeinsam für eine klimagerechte Politik einzusetzen. Von hier führt der Weg der Aktivist:innen über die Praterstraße bis zum Praterstern und findet ihr Ende in der Venediger Au. Angeführt von einem großen Transparent mit dem Motto „People not Profit“ und von den vielen Organisierenden, die in weißen Kitteln der Demo voranschreiten und immer wieder durch Megafone die Parolen rufen. Aus der Menge schallt es zurück und Plakate werden in die Höhe gehalten. Eines davon mit der Aufschrift „Mir is so haß“ und einer brennenden Erde wirkt wie zugeschnitten auf diesen Freitag im März, an dem auch die Wiener Innenstadt für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Temperaturen erreicht. Groß und klein, kreativ und sachlich, lustig und wütend sind die Plakate gestaltet, wer keines mitgebracht hat, bekommt schnell eines angeboten. An so manchem Karton kann man erkennen, dass er nicht das erste Mal zu einem Klimastreik mitgenommen worden ist. In Wien findet der Fridays for Future Klimastreik bereits zum zehnten Mal statt und auch wenn die Community immer wächst, sind viele schon von Anfang an dabei. Bei der Frage, wie man die Zuversicht trotzdem behält, stößt man doch auf Unmut. Zwei Studentinnen geben an, vor allem mit Pandemie und Krieg sei es nach so vielen Protesten schwierig, die Motivation für das Klima einzustehen, zu behalten. Dennoch sei es jedes Mal vor Ort ein „wahnsinniges Erlebnis und Wir-Gefühl“, aus dem neue Kraft geschöpft werden könne. Diese Kraft brauche es, um in diesem Kampf nicht zu ermüden und laut zu bleiben.
Egal, in welcher großen Stadt die Aktivist:innen am 25. März auf die Straße gegangen sind, die Message bleibt dieselbe: Klimaschutz und Krieg ist nie zu trennen und genau deshalb ist jetzt die richtige Zeit für das Klima.