Steht die Gaming-Branche vor einer Krise?
Die Videospiel-Industrie boomt momentan auf der ganzen Welt. Allerdings steuert die Weltwirtschaft auf eine Rezession zu. Könnte das zu einer Gefahr für die Gaming-Branche werden?
Steigender Videospiel-Konsum
So tragisch das Coronavirus auch ist – es bringt auch positive Auswirkungen mit sich. Die Gaming-Branche profitiert von dem momentanen Lockdown enorm. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen wird vermehrt zum Controller gegriffen. Eskapismus ist derzeit sehr gefragt. Das geht aus einer Studie der deutschen „Havas Media Group“ hervor. In einer Medienkonsum-Umfrage mit 500 TeilnehmerInnen zwischen 14 und 69 Jahren wurde deutlich, dass mehr als die Hälfte der regelmäßigen GamerInnen ihren Videospiel-Konsum spürbar gesteigert hat.
China zeigt es vor
Dass Videospiele in Zeiten des Coronavirus eine große Rolle spielen werden, wurde bereits Anfang des Jahres ersichtlich. China startete im Jänner mit den Ausgangssperren. Zu diesem Zeitpunkt begann die dortige Spieleindustrie zu boomen. So ist es nun auf der ganzen Welt.
Ein paar Beispiele:
Die familienfreundliche Spielkonsole Nintendo Switch, die vom japanischen Hersteller Nintendo Co., Ltd. produziert wird, war binnen kürzester Zeit ausverkauft. Da auch die Produktionsstätten geschlossen waren, geriet man mit der Nachproduktion ins Hintertreffen.
Auch das Entwicklungsunternehmen Microsoft stellte einen Rekord auf. Der Online-Spieledienst Xbox live zählte im April 90 Millionen Nutzer – ein neuer Topwert.
#PlayApartTogether
Ende März rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit der Gaming-Industrie die Kampagne #PlayApartTogether ins Leben. Damit sollte den Menschen das Zuhausebleiben noch einmal ans Herz gelegt werden. „Spiele verbinden Menschen, ohne, dass sie das Haus verlassen müssen“, so die WHO. Der Videospiele-Konzern Activision Blizzard, das Entwicklungsunternehmen Riot Games und die Streaming-Plattform Twitch beteiligten sich maßgeblich an dem Start der #PlayApartTogether Kampagne. Rabatte und Sonderangebote sollten die Spielerzahlen erhöhen, was auch eindeutig gelang.
Vom Hoch ins Tief
Nach jedem Hoch folgt aber auch ein Tief. Und das könnte für die Gaming-Industrie in diesem Fall sehr tief sein. Da die komplette Weltwirtschaft auf eine Rezession zusteuert, ist in den kommenden Monaten mit deutlich sinkenden Konsumausgaben zu rechnen. Und natürlich wird Unterhaltung anderen Grundbedürfnissen wie Lebensmitteln oder Hygieneprodukten untergeordnet werden.
Das wissen die Videospiele-Unternehmen natürlich. Sie wollen dem bevorstehenden Tief mit kostenlosen Angeboten entgegenwirken. So sollen neue SpielerInnen angelockt werden, in der Hoffnung, dass diese auch an den Games hängen bleiben. Das große Geld macht die Videospiele-Industrie nämlich nicht durch den Ladenverkauf, wo der Vollpreis für ein Exemplar etwa 70 Euro beträgt, sondern durch sogenannte Mikrotransaktionen. Für wenige Euro – oft sogar nur Cent-Beträge – kann man sich neue Outfits und bessere Werkzeuge für den Spielcharakter kaufen oder zusätzliche Inhalte erwerben. Auch für Spielfortschritt kann hingeblättert werden. Damit verdienen die Gaming-Konzerne enorme Summen. Das könnte nun aber wegfallen, da auch die vertieftesten GamerInnen ihre Prioritäten anders setzen werden. Die Spieleindustrie sollte sich auf jeden Fall auf einen Gewinnverlust einstellen.
Bildnachweis: Ps4 Gaming by Moeez, CC0 1.0 Universell