Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea sind so angespannt wie schon lange nicht mehr. Vor einer Woche sprengte Nordkorea das innerkoreanische Verbindungsbüro in die Luft. Was bedeutet diese Konfrontation und Aggression für die weiteren Beziehungen der beiden Länder?
Das Verbindungsbüro in Kaesŏng diente der innerkoreanischen Kommunikation. Weil es keine formellen diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern gab, galt das Büro als eine Art „gemeinsame Botschaft“. Es war ein wichtiger und direkter Kommunikationskanal für beide Nationen. Das Büro wurde im Rahmen der Panmunjŏm-Erkärung 2018 als „Zeichen der Versöhnung“ eingerichtet.
Die Region um Kaesŏng hat daher vor allem einen hohen symbolischen Wert. Die Industrieregion Kaesŏng liegt ungefähr 50 km von der südkoreanischen Hauptstadt Seoul entfernt. Sie wurde von 2000 bis 2016 als gemeinsame Sonderwirtschaftszone von beiden Staaten genutzt. Das gemeinsame Projekt wurde aber 2016 wieder beendet, da sich die Beziehung der beiden Staaten zunehmend verschlechterten.
Seit 2018 kam es dann aber wieder zu einer Entspannung der Beziehungen. Der südkoreanische Präsident Moon setzt sich für den Dialog mit dem nördlichen Nachbarn ein. So kam 2018 zu drei Treffen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern innerhalb eines Jahres, das gab es seit der Teilung Koreas noch nie.
Am 16. Juni 2020 wurde dann, jedoch das Verbindungsbüro von Nordkorea zerstört. Das vierstöckige Gebäude wurde dabei vollständig ruiniert. Verletzt wurde bei der Explosion vermutlich niemand. Wegen der Covid-19-Pandemie hat die südkoreanische Delegation das Verbindungsbüro schon im Jänner verlassen.
Als Grund für die Zerstörung seien aktivistische Aktionen aus Südkorea genannt worden. Die Sprengung zeuge von der „Wut der Nordkoreaner“. Die nordkoreanische Regierung hatte zuvor mehrfach kritisiert, dass südkoreanische Aktivisten mit Ballons Flugblätter über die Grenze in den Norden schickten.
Auf diesen Flugblättern seien kritische Äußerungen über das nordkoreanische Regime zu lesen. Unter anderem wird Kim Jong-un für seine Atompolitik und Menschenrechtsverletzungen kritisiert. Das könne nicht geduldet werden. Man sei sehr erbost, dass Südkorea solche Aktionen nicht verhindert habe.
Ganz aus dem Nichts kommt dieser Angriff jedoch nicht. So äußerte sich Nordkoreas Regierung schon seit Anfang Juni sehr auffällig aggressiv und direkt an Südkorea. Es kam zu mehreren Drohungen, welche auf eine Zuspitzung des Konflikts hindeuteten.
So erklärte der nordkoreanische Außenminister am 5. Juni, die Aussichten auf Frieden zwischen Nord- und Südkorea und den USA seien „in einen dunklen Albtraum geraten“. Da die USA nicht an den Abbau ihrer in Südkorea stationierten Truppen denke, sei sie weiterhin eine militärische Bedrohung für Nordkorea. Man werde das nordkoreanische Militär stärken, um dem entgegenzuwirken.
Am 9. Juni begann Nordkorea dann damit, alle Kommunikationsleitungen nach Südkorea abzuschneiden. Gleichzeitig wurde das innerkoreanische Verbindungsbüro geschlossen und die Hotline-Kommunikation zwischen den beiden Militärs und den Präsidentenbüros unterbrochen.
Kim Yo-jong, die Schwester von Kim Jong-un, spielt hier eine entscheidende Rolle. Sie fiel in letzter Zeit vor allem durch ihre Drohungen und harten Worte gegenüber den USA und Südkorea auf. Sie ist im nordkoreanischen Machtapparat für Propaganda zuständig. So bezeichnete sie Südkorea vor kurzem als Feind und meinte: „Das Recht, die nächste Aktion gegen den Feind zu unternehmen, wird dem Führungsstab unserer Armee übergeben.“
Die Nordkoreanerin hat außerdem schon am 13. Juni angekündigt, dass weitere Provokationen folgen könnten. So äußerte sie mit folgenden Worten:
„In Kürze wird eine tragische Szene des komplett eingestürzten, nutzlosen Nord-Süd-Verbindungsbüros zu sehen sein.“
Kim Yo-jong
Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in reagierte, indem er die Alarmstufe des südkoreanischen Militärs erhöhte. Er meinte auch, dass es strenge Reaktionen geben würde, wenn Nordkorea die Spannungen weiter verschärfe. Präsident Moon Jae-in hatte zuvor noch an Nordkorea appelliert, zum Dialog zurückzukehren.
Nordkorea hat nach den zuletzt verschärften Spannungen mit Südkorea nun wieder Signale der Deeskalation ausgesendet. Zuvor hatte man schon mit dem Eindringen in die entmilitarisierte Zone an der Grenze zu Südkorea gedroht. Machthaber Kim Jong-un habe diese “Pläne zur militärischen Aktion“ nun wieder gestoppt.
Es bleibt abzuwarten wie die beiden Länder mit diesem Konflikt umgehen und welche Schritte als nächstes gesetzt werden.
Bildnachweis: Nordkorea von Tobias Nordhausen, CC BY 2.0
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