Während in einigen Lebensbereichen wieder Normalität zurückzukehren scheint, haben noch viele Unternehmen mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen. Darunter auch viele Reisebüros.
Die einst so leeren Straßen beginnen sich in größten Teilen Europas wieder mit Menschen zu füllen. Österreichs Grenzen zu den Nachbarländern sind offen und auch in der Europäischen Union und dem Schengen Raum ist die Ein-und Ausreise wieder genehmigt. Jedoch verlängerte Deutschland beispielsweise die weltweite Reisewarnung bis einschließlich 31. August und zudem unterliegen noch 160 Ländern auf der ganzen Welt strikten Einreisebeschränkungen. Darunter auch die beliebtesten Reisedestinationen.
Der Wohlfühlurlaub auf Bali, die Hochzeitsreise auf die Malediven oder der Roadtrip durch Vietnam. Das alles scheint weit entfernt zu sein. Für viele wurden diese Erlebnisse vom Reisebüro des Vertrauens ermöglicht. Doch Corona machte diesen Unternehmen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Von Kreuzfahrten wird abgeraten, Fernflüge werden nicht angeboten, Gruppenreisen sind wegen der Kontaktbeschränkungen unvorstellbar. Das Sommergeschäft ist somit geliefert. Das Reisebüro darf sich dabei höchstens um Stornierungen und Rückabwicklungen von Reiseabsagen kümmern. Und das auch noch unbezahlt.
Europäisches Reiserecht sieht zudem einen Anspruch auf Rückerstattung vor, wenn die Reise Corona-bedingt abgesagt wird. Der DRV versuchte mit einem Gutscheinsystem die Reisebüros vor der Insolvenz zu schützen, damit der Geldfluss in den Unternehmen bestehen bleibt. Da dieses Regelung aber auf freiwilliger Basis beruht, kann der Kunde letztendlich darauf bestehen, sein Geld zurück zu bekommen. Und das machen auch viele. Viele Reisebüros in Deutschland bangen somit um ihre Existenz oder mussten bereits schließen.
Wie lange das Virus noch so präsent in unserem Leben sein wird, ist ungewiss. Doch es steht bereits fest, welchen verheerenden Schaden die Pandemie in der Touristik-Branche angerichtet hat. Eine Studie vom IW consult im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft zeigt, dass die Umsatzverluste im Jahr 2020 (je nach Ausgangsbeschränkungen) zwischen 40 und 60 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2019 liegen. Die Konsequenz für die Reisebüros? Kündigungen aussprechen, Büroräumlichkeiten verkleinern, Insolvenz beantragen und letzendlich dauerhaft schließen.
Am 27. Mai demonstrierten in Berlin deshalb nicht nur Reisebüromitarbeiter, sondern auch Reiseveranstalter, die Reisebus-Branche und touristische Technikdienstleister, für eine finanzielle Unterstützung der Touristik-Branche. Doch das versprochene Unterstützungspaket der Regierung fiel nüchtern aus und viele verblieben unzufrieden. Dieses Konjunkturpaket (siehe hier) wird auch vom DRV-Präsident Norbert Fiebig streng kritisiert: „Das jetzt verabschiedete branchenübergreifende Programm gilt zwar auch für Reisebüros, Reiseveranstalter und alle die anderen Unternehmen, die in der touristischen Wertschöpfungskette tätig sind, reicht aber bei weitem nicht aus, um das Überleben vieler Unternehmen der Reisewirtschaft zu sichern.“
Auch Kerstin Jorna, Generaldirektorin für Binnenmarkt und Industrie der Europäischen Kommission, zeigt sich am 24. Juni nicht sehr zuversichtlich. Laut ihr droht dem Europäischem Tourismus eine Pleitewelle und sechs Millionen Beschäftigte könnten ihre Arbeitsplätze verlieren. Gibt es da noch Hoffnung?
Laut Jorna versuche man der Krise auf drei Wegen zu begenen. Zum einen mit einem „Rettungsring“ für außerordentlich bedrohte Unternehmen, Maßnahmen zur „Rettung der Sommersaison“ und einer langfristigen Strategie für den europäischen Tourismus mit Blick auf das Jahr 2050. Durchhalten ist das Motto. Immerhin ist das Reisen doch ein Grundbedürfnis des Menschen. Und für jene Urlaubslustige, die es aufgrund von gelockerten Maßnahmen schon in ein anderes Land zieht, gibt es seit dieser Woche eine Webseite (www.reopen.europa.eu), auf der sie sich über jegliche coronabedingten Regelungen eines Landes vorab informieren können.
In die nicht sichere Zukunft versucht man hoffnungsvoll zu blicken. Es wird eine Zeit nach Corona geben. Es wird wieder gereist werden. Eine Mitarbeiterin eines kleinen Reisebüros in Baden-Wüttemberg spricht von gemischten Gefühlen in Hinblick auf die Zukunft. Einerseits habe sie große Angst, was die Zukunft für die Reisebranche bringen wird. Aber es gebe auch Hoffnung, weil sie an der Homepage für den kommenden Winter arbeite und das mache sie schon auch zuversichtlich, dass dann wieder gereist werden kann.
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