Corona-Welle trifft Kreuzfahrtschiffe

Unter blauem Himmel liegt der große Passagierschiff Costa Pacifica im Kieler Hafen. Im Kreuzfahrtterminal warten die Passagiere auf ihre Einschiffung. Vor der Corona-Krise: Der Kreuzfahrtschiff von Costa Cruises wartet auf seine Passagiere im Hafen von Kiel. Stand: September 2018

Am 13. März wurde der Betrieb aller Kreuzfahrtschiffe weltweit aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt. Die höchste Priorität war zuerst die Ausschiffung aller Passagiere an Bord. Crew-Mitglieder durften aber nicht nach Hause gehen und laut Angaben der Miami Herald sitzen noch mehr als 100 000 Mitarbeiter auf See fest.

Erste COVID-19-Fälle an Bord

Einige Wochen vor dem kompletten Shutdown der Kreuzfahrt-Industrie wurden mehr als 700 Passagiere und Mitarbeiter an Bord der Diamond Princess positiv auf Coronavirus getestet. 14 davon sind gestorben. Das Schiff war für einen Monat im japanischen Hafen von Yokohama unter Quarantäne gestellt. Dieser erste Covid-Ausbruch an Bord eines Passagierschiffes hat dazu geführt, alle laufenden Kreuzfahrten vorzeitig zu beenden und zukünftige abzusagen. Die Maßnahme wurde nicht nur von Princess Cruises, sondern auch von allen anderen Reedereien getroffen. Als Resultat sind die Schiffe leer geblieben, die Mitarbeiter dürfen aber aufgrund der Einschränkungen nicht nach Hause gehen.

Regulationen vs. Menschen

Die Corona-Pandemie hat die Industrie auf Pause gesetzt. Die Staaten und Behörden haben aber die Menschen an Bord im Stich gelassen. Grenz- und Hafenschließungen, keine zuverlässige Information, fehlende Klarheit. All das hat natürlich Einfluss auf die psychische Gesundheit. Innerhalb von nur zehn Tagen wurde über vier Selbstmordfälle unter Crew-Mitgliedern auf gestrandeten Schiffen berichtet. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) in der USA hat es verboten, Besatzungsmitglieder mit kommerziellen Flügen zu fliegen und in Hotels zu übernachten. Das bedeutet für die Reedereien, dass sie Charterflüge für ihre Mitarbeiter organisieren sollen – was natürlich mit hohen Kosten verbunden ist. Princess Cruises haben aber eine andere Lösung für einige ihrer Mitarbeiter gefunden. Alexander, Ingenieur für einen Princess-Schiff, erklärt, dass Crew-Mitglieder derselben Nationalität, auf einen Schiff zusammengebracht und dann nach ihrem Heimathafen gefahren werden. Die Routen werden sinnvoll nach Regionen organisiert. Das ist aber nur für Mitarbeiter möglich, die nicht unbedingt an Bord bleiben müssen wie Kellner oder Kabinenstewards.

„Seeleute sind wichtig“

Als Ingenieur gehört Alexander zur essenziellen Schiffscrew und darf nicht nach Hause gehen – er ist aber zumindest noch angestellt und bekommt sein übliches Gehalt. Bei anderen Unternehmen ist das nicht immer so. Laut Business Insider werden MSC – Mitarbeiter, deren Verträge schon abgelaufen sind, nicht mehr bezahlt – obwohl sie noch an Bord sind. Die meisten Crew-Mitglieder sind die Hauptverdiener ihrer Familien – als Resultat geraten viele Haushalte in finanziellen Schwierigkeiten. Auch für die Seeleuten zu Hause ist die Lage ernst. Da sie keinen Arbeitsvertrag zur Zeit des Corona-Ausbruches hatten, bekommen sie momentan kein Geld und wissen auch nicht, wann sie wieder arbeiten werden dürfen. Kapitän Andriyan Evtimov, Goodwill Maritime Ambassador der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hat deshalb die Petition „Seafarers Matter“ erstellt. Die zielt darauf, Aufmerksamkeit zu gewinnen und neue Maßnahmen bezüglich des Reiseverkehrs von Seeleuten zu bestimmen.

Kreuzfahrt-Fans geben Hoffnung

Die vorübergehende Unterbrechung der Reisesaison wird länger als zuerst vermutet dauern. Das Anlegeverbot für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 100 Passagieren wurde in Australien bis September verlängert, während in einigen Ländern wie den Seychellen dieses sogar bis 2021 gelten wird. Viele Unternehmen hoffen trotzdem auf Neustart der Saison im späten Sommer. Sie fürchten sich aber, dass die Nachfrage nach Kreuzfahrten viel geringer sein wird. Viele treue Fans wie Greta und ihre Familie aus Bulgarien machen sich aber schon Pläne für den nächsten Urlaub – ihre Kreuzfahrt mit Costa Cruises vom dritten Mai hat nicht stattgefunden. Sie haben dafür einen Gutschein bekommen, der bis Frühling 2021 einzulösen ist. Greta hofft aber, ihn noch im September aufzubrauchen: „Die Kreuzfahrt ist die beste Möglichkeit meine Urlaubstage zu verbrauchen. Ich will darauf nicht verzichten.“

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