„Wir wissen genau welcher Gefahr wir uns aussetzen“ – Eine Zivilsanitäterin im Gespräch

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Die Corona Krise bringt das Gesundheitssystem an seine Grenzen – Insbesondere jenes in Italien. An vorderster Front befinden sich Sanitäter und Sanitäterinnen, welche vor allem während dem Peak der Pandemie außerordentliche Arbeit geleistet und den Transport der Infizierten durchgeführt haben. Sarah G., eine 22-jährige Zivilsanitäterin aus Südtirol erzählt von ihren Erfahrungen.

Sarah, du arbeitest als Zivilsanitäterin beim Südtiroler Weißen Kreuz. Covid-19 hat eure Arbeitssituation dramatisch verändert. Wie geht es dir dabei? Wie sieht nun dein Tagesablauf beim Weißen Kreuz aus?

Es hat sich sehr viel zum „normalen“ Schichtdienst verändert. Bei Dienstbeginn werden die Oberflächen und die wichtigsten Utensilien wie Patientenstuhl, Liege usw. geputzt. Dann muss man sich bei der Landesnotrufzentrale melden, die den gesamten Tagesablauf koordiniert. Wenn man für die Krankentransporte (KTW) eingeteilt ist, begleitetet man zum Beispiel angemeldete Patient/Innen zu den vorgemerkten Terminen, man führt sonstige Krankentransporte/Verlegungen in andere Krankenhäusern durch, oder wenn man für den Rettungswagen (RTW) eingeteilt ist, wird man zu Rettungseinsätzen geschickt. Bei Schichtende wird das Auto gründlich von außen, sowie von innen geputzt und desinfiziert. Aufgrund der Corona-Situation werden die Fahrzeuge, egal nach welchem Transport, nochmals gründlicher gereinigt, wie zum Beispiel alle Oberflächen, welche der Patient/die Patientin berührt hat.  

Weil du von Veränderungen gesprochen hast: Haben sich auch die Arbeitszeiten verändert? Wie ist die Atmosphäre auf der Sanitätsstation zwischen den Sanitäter/Innen?

Da diese Situation für alle neu war und man am Anfang nicht genau wusste wie alles funktionieren soll, haben sich die Arbeitszeiten sehr oft verlängert. Vorallem, weil man sehr viele neue Situationen nachbesprechen musste, um auch zu sehen, wo man Verbesserungen einbringen kann, oder was in welcher Situation notwendig ist.         

Da wir im Zivilschutzzentrum viel Wert auf eine gut funktionierende Zusammenarbeit legen, war die Atmosphäre zwischen den Mitarbeiter/Innen immer gelassen. Wenn jemand eine Frage hatte, oder man nicht genau wusste was man tun soll, haben wir immer versucht gemeinsam eine Lösung zu finden.

Ich glaube auch, dass man trotz dieser Krise den Humor, sowie die Motivation für unsere Arbeit nicht verlieren soll. Auch wenn es oft sehr schwierig ist.

Inwieweit wurden die Hygienemaßnahmen auf der Sanitätsstation verschärft? Was muss man alles machen, um sich für einen Transport eines Infizierten/einer Infizierten vorzubereiten? Beziehungsweise was ist danach zu tun?

Im Zivilschutzzentrum werden zweimal täglich alle Tür- und Handgriffe desinfiziert. Die Sanitäter/Innen sollen ihre Kleidung häufiger wechseln als vorher. Dies gilt natürlich auch für die Nachtschichten, dass man seine Bettwäsche viel öfter wechselt als vorher. Es wird auch empfohlen nach jeder Schicht zu duschen.  

Bei einem Transport eines Infizierten/einer Infizierten benötigt man einen Mundschutz, eine Sicherheitsbrille, jeweils zwei Handschuhe pro Hand, sowie einen kompletten Schutzanzug, der uns Sanitäter/Innen vor den Viren schützen soll.

Sobald man den Transport durchgeführt hat, wird das Fahrzeug vorerst nicht eingesetzt, da die Desinfizierung ca. eine Stunde dauert. Es werden alle Oberflächen des Autos desinfiziert, Patientenraum hinten und Fahrerraum vorne. Dann kommt eine eigene Desinfektionsmaschine ins Fahrzeug, welche 45 Minuten lang nochmals das Desinfektionsmittel im Auto versprüht. Dies kann man sich wie eine Schneekanone vorstellen, welche den Schnee rausbläst. Nach dem Transportwagen ist der Sanitäter/die Sanitäterin selbst dran. Es gibt eine eigene Technik, wie man die gesamte Schutzausrüstung von sich entfernt und nach jedem Covid-Transport muss man sich abduschen.

Hat man während einem Covid-Transport nicht auch Angst sich selbst anzustecken?

Wenn wir Covid-Transporte durchführen, wissen wir genau, welcher Gefahr wir uns aussetzen. Dennoch finde ich, dass wir den Vorteil haben, dass wir bei den Transporten immer genau wissen, was und welche Patient/Innen wir transportieren und somit können wir uns auf den geplanten Transport mit den nötigen Mittel vorbereiten.

Natürlich macht man sich Gedanken darüber, was wäre, wenn man sich trotz den Schutzmaßnahmen ansteckt. Vor allem wenn man zum Beispiel bereits mit Risikopatient/Innen, oder auch mit älteren Menschen zuhause zusammen lebt. 

Wie sollten Bürger und Bürgerinnen sich in dieser außergewöhnlichen Situation verhalten?

Ich persönlich finde es wichtig, dass die Menschen diese Situation wirklich ernst nehmen und sich auch an die Sicherheitsmaßnahmen halten. Ich fände es auch absolut richtig, wenn sich jeder Bürger/jede Bürgerin für eine freiwillige Tätigkeit verpflichten würde. Egal in welchem Bereich, ob man in den Altersheimen mithilft, oder in irgendeinem anderen Verein. Denn nur zusammen kann man eine solch schlimme und vor allem neue Situation meistern.

Bild: Rettungssanitäter by Falco Brandl, CC BY 2.0