Wer hilft unseren Lieblingsläden in der Corona-Krise? Wir KundInnen.

Die Geschäftsmiete muss trotz Ladenöffnungsverbot weiterhin bezahlt werden. Verkaufsmöglichkeiten fallen durch abgesagte Märkte und Messen weg. Viele kleine, kreative Unternehmen sind durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht und versuchen nun, sich bestmöglich über Wasser zu halten. Wie sie dabei von ihrer Kundschaft Hilfe erhalten, zeigen Beispiele aus unserem Nachbarland Deutschland. Neben finanzieller wird auch moralische Unterstützung geleistet.

Larissa Bieber ist Besitzerin des kleinen Kindermodeladens Lykkehus am Starnberger See nahe München. Seit acht Jahren strickt sie von Hand Kleidung für Kinder und Accessoires für Erwachsene nach original skandinavischen Anleitungen. „Vom Staat habe ich eine Soforthilfe in Höhe von 5.000 Euro bekommen, um auch weiterhin die Miete zahlen zu können“, erzählt sie goschat!. Diese finanzielle Hilfe kam für sie regelrecht im allerletzten Augenblick. „Großartige Hilfe kommt auch von Kundinnen, die mich gerade jetzt noch mehr weiterempfehlen als sonst, mir Ostergrüße schicken oder Bilder ihrer Kinder, die meine Stricksachen tragen – und mir damit viel Mut machen.“ Derzeit verkauft die professionelle Handstrickerin ihre Produkte nur über das Internet: „Die Kunden bleiben mir trotzdem ziemlich treu, obwohl ja gerade fast alle Menschen weniger Geld zur Verfügung haben.“

Ein Unternehmen wird sichtbarer, wenn sich Menschen auf seinen Social-Media-Kanälen mit ihm austauschen und im Freundeskreis von ihm erzählen.

Die diplomierte Bielefelder Grafik- und Kommunikationsdesignerin Nicole Köhring eröffnete Ende 2016 den Frieda-Werkstattladen – eine Kombination aus Grafikbüro, Verkaufsraum und Werkstatt. Derzeit wartet die Kreative auf Rückmeldung zu ihrem Corona-Soforthilfe-Antrag. Ihre Siebdruck-Kurse musste sie absagen. Einige KundInnen haben ihre Kursanmeldungen storniert und ihr Geld zurückverlangt. Dafür gab es bereits Anfragen für Juli und August. „Ein Kunde hat sogar einfach einen neuen Kurs gebucht und auf seine Gutschrift für den ausgefallenen Termin verzichtet“, freut sich die Designerin. „Ich habe ein ‚Gegen-die-Langeweile-in-Zeiten-der-Corona-Überraschungs-Postkarten-Set‘ eingestellt und bei Instagram und Facebook beworben. Das haben sehr viele bestellt. Manche haben den Beitrag in ihren Social-Media-Kanälen geteilt oder FreundInnen empfohlen.“

Zahlreiche kleine Geschäfte haben Online-Shops und liefern auch während der Quarantäne.

Gründerin und kreativer Kopf des Labels Plückefinken ist Melanie Schwemer. Ihr junges, norddeutsches Unternehmen entwirft Heimtextilien für den Innen- und Außenbereich, und zwar spezielle Stützkissen in Knochenform („Leseknochen“). „Ich kann sagen, dass wirklich alle sehr hilfsbereit sind. Das betrifft Geschäftskontakte wie Kunden. Einige Lieferanten bieten an, Rechnungen zu stunden oder sie verlängern die Zahlungsfrist“, so Schwemer. „Zum einen ist es natürlich toll, wenn Kunden im direkten Onlineshop des jeweiligen Händlers einkaufen und die großen Verkaufsplattformen eher meiden. Viele Händler geben sich große Mühe, alle Bestellungen pünktlich auszuliefern. Leider passiert es aktuell, dass das eine oder andere Paket mal etwas länger braucht“, stellt die Künstlerin fest. Sie rät, in solchen Fällen einfach freundlich die ShopbesitzerInnen nach dem Verbleib der Bestellung zu fragen. Ihre Privat- und Geschäftskundschaft zeigt viel Verständnis, wenn der Versand nicht sofort klappt oder ein Produkt einmal nicht lieferbar ist – auch schon vor der Pandemie.

Durch Internet-Shopverzeichnisse finden KäuferInnen und kleine Unternehmen zueinander.

Auf ihrer Unternehmenswebsite hat die Plückefinken-Chefin eine Plattform eingerichtet, die es UnternehmerkollegInnen erlaubt, sich vorzustellen. Das Motto dieser Initiative lautet: Gemeinsam gegen Corona.

„Ich möchte mich bei allen bedanken, die jetzt wieder die kleinen Läden, Werkstätten und Restaurants ihrer Stadt neu entdecken und oft sehr liebevoll unterstützen. Ich glaube, eine Stadt kann nur wirklich lebendig sein, wenn Kreativität, Handel und Handwerk vorhanden sind, sich frei entfalten können und wirklich geschätzt werden.“

Larissa Bieber, Inhaberin von Lykkehus

Auch weitere deutschsprachige Shopverzeichnisse sind in der COVID-19-Krise entstanden. KonsumentInnen finden darin kleine bzw. örtliche Shops und DienstleisterInnen, deren Fortbestehen sie durch einen Einkauf sichern können. Wer gerade nichts aus dem Angebot seines Lieblingsgeschäftes benötigt, hat die Möglichkeit, Gutscheine zu kaufen.

Österreichweit:
Bewusst Österreich (Transkom KG)
Die österreichische Onlineshop-Fibel (FALTER)
Nunus alternative Plattform für den österreichischen Handel und Dienstleistungen in Zeiten von Corona (Nunu Kaller)
Plattform „Regional einkaufen – Österreich bringts!“ (WKO)

Länderübergreifend:
Gemeinsam gegen Corona (Just Trisha)
Gemeinsam sind wir stark! /Gemeinsam gegen Corona! (Plückefinken)

Beitragsbild: „Support your local business /Corona Zeiten – Corona Times“ by Rasande Tyskar, CC BY-NC 2.0.