Österreich ist nun seit Wochen im Ausnahmezustand. Grund dafür ist die Viruserkrankung Covid-19. Doch es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass es zu Krankheitsausbrüchen kommt, die einen tierischen Ursprung haben.
Angesichts der aktuellen Covid-19 Erkrankung forderte die Organisation „VIER PFOTEN“ zusammen mit weiteren internationalen NGOs die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Pressekonferenz im April dazu auf, ein weltweites Verbot für den Wildtierhandel einzuführen. Der Leiter der Welttierkampagne Kieran Harikin sagte dazu: „Es ist nicht das erste Mal, dass Infektionskrankheiten mit Wildtieren in Verbindung gebracht werden. Die jüngsten Epidemien SARS-CoV 1, wo Erreger von Fledermäusen auf Zibetkatzen und dann auf den Menschen übersprangen, und MERS-CoV, das von Kamelen auf den Menschen übertragen wurde, sowie Ebola und HIV sind allesamt zoonotische Krankheiten. Solange es Wildtiermärkte gibt, werden weiter neue Krankheiten entstehen. Es wäre mehr als fahrlässig von der WHO, nicht mit aller Macht dazu beizutragen, dass künftige Pandemien verhindert werden.“ (APA)
Studien belegen, dass diese Märkte die ideale Umgebung für Viren und Bakterien sind, die dann vom Tier auf den Menschen überspringen können.
Laut Angaben des Wissenschaftsmagazins „Nature“ sind 60 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten tierisch bedingt. Auf Wildtiermärkten ist das Risiko der Übertragung dabei besonders hoch, denn die Märkte sind überfüllt mit lebenden und toten Tieren, die in unhygienischen und unzumutbaren Zuständen eng zusammengepfercht leben müssen. Als Folge dieser unzureichenden Pflege und mangelhaften Haltung haben die Tiere ein geschwächtes Immunsystem und sind somit anfälliger für Krankheiten. Durch Nähe zum Menschen wiederum können sich die Krankheitserreger problemlos verbreiten.
Neben den Wildtiermärkten gibt es aber noch weitere Gründe für die Entstehung von Krankheiten. Die Organisation „Peta2“ weist daraufhin, dass die Tierwirtschaft, im Speziellen die Massentierhaltung, drei der für das Klima bedeutsamsten Treibhausgase erzeugt. Das passiert einerseits durch die Ausscheidungen der Milliarden Nutztiere und anderseits indirekt durch die Produktionsprozesse, sowie die Abholzung der Wälder für Weideflächen und Anpflanzung des Futtermittels. So schreibt auch der österreichische Tierschutzverein auf seiner Homepage: „Das grundlegende Problem der Massentierhaltung ist, dass den Tieren keine artgerechte Haltung geboten wird. […] Egal ob Mastschweine, Legehennen oder Mastrinder – das Prinzip ist immer dasselbe. Um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen, werden auf minimalstem Raum so viele Tiere wie nur möglich zusammengepfercht. Um nur ein Beispiel zu geben: Eine Legehenne hat in etwa die Fläche eines DIN-A4-Blattes zur Verfügung, ein Mastschwein in Kastenhaltung mit einem Körpergewicht von 50 bis 110 kg die Mindestfläche von lediglich 0,75 m² pro Schwein.“ Dabei besteht meist der Boden aus Spaltböden, damit die Tiere den eigenen Kot in den darunterliegenden Abflusskanälen befördern können. Der dazukommende Bewegungsmangel und das Fehlen von natürlichen Wetterlagen schwächt das Immunsystem der Tiere, weswegen Medikamente eingesetzt werden, um Krankheitsausbrüche zu vermeiden.
Im Jahr 2016 wurden in Österreich in Summe 44,4 Tonnen Antibiotika an Nutztiere verfüttert. (AGES, 2017a) Dabei werden diese nicht nur zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt, sondern oftmals auch gesunden Tieren vorsorglich über das Futter oder Wasser verabreicht. Durch diese vorbeugenden Behandlungen entstehen mehr gegen Antibiotika unempfindliche Keime, die über den Verzehr in den menschlichen Organismus gelangen. Die WHO betonte bereits 2004, dass die steigende Nachfrage nach tierischem Eiweiß einen Hauptfaktor für das Auftreten von zoonotischen, also tierisch bedingten Erkrankungen darstellt.
Es stellt sich ergo die Frage, warum es bisher keine Verschärfungen im Bereich des Tierschutzes gab, obwohl bekannt ist, unter welchen Umständen Tiere gehalten werden und wie gefährlich Wildtiermärkte und Massentieranlagen auch für den Menschen werden können.
Anhand der letzten Jahre und unserer jetzigen Situation zeigt sich also, dass das Elend der Tiere zum Elend der Menschen wird. Dabei schrieb bereits im 19. Jahrhundert Alphonse de Lamartine: „Wir haben nicht zwei Herzen – eins für Tiere und eins für Menschen.“
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