Griechenland: Erste Corona Infizierte in Flüchtlingslager
Die ersten Flüchtlingscamps wurden im Zuge der Corona Eindämmung abgeriegelt. Erreicht das Virus die Lager auf den ägäischen Inseln droht eine Katastrophe.
Ursprünglich war das Camp Moria, auf der Insel Lesbos für 3000 Personen ausgelegt. Seit seiner Gründung im Jahr 2015 ist das Lager stark gewachsen und zählt mittlerweile rund 20.000 Einwohner, die sich den begrenzten Platz teilen müssen. Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen kritisieren schon länger die „Menschenunwürdigen Bedingungen“ im Lager. „In Moria teilen sich 167 Menschen eine Toilette und mehr als 240 eine Dusche.“, schildert Florian Westphal von Ärzte ohne Grenzen (MSF), in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung die Welt, die derzeitige Situation. Auf 1000 Bewohner kommt rund eine Trinkwasserstelle, die oft nur wenige Stunden am Tag funktioniert. In einer solchen Situation ist das Risiko für jegliche Infektionskrankheiten extrem hoch. Einer Ausbreitung des Corona-Virus in den Griechischen Lagern entgegenzuwirken sei, laut MSF, unter den aktuellen hygienischen Bedingungen unmöglich.
Hilfsarbeiter schon jetzt überfordert
Mittlerweile sind auch Nahrung und Trinkwasser knappe Güter. Lebensmitteldepots werden immer öfter Ziel rechtsextremer Angriffe. Erschwerend kommt hinzu, dass lediglich eine Handvoll Medizinern derzeit in den Lagern anwesend ist. Schon jetzt leisten die Helfer enormes. Viele Menschen leiden an Krätze und anderen Krankheiten, deren Verbreitung auf die unzureichende Hygiene zurückzuführen ist.
Der Zustand der Camps ist seit Jahren desolat, durch die Auflösung des EU-Türkei-Deals und den damit verbundenen Anstieg der Zahl an Flüchtenden, hat er sich weiter drastisch verschlechtert. Immer wieder brechen Brände aus, deren Verbreitung durch die Dichte an Wohncontainern und Zelten, nur schwer gestoppt werden kann. Erst Mitte März ist ein sechs-jähriges Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen.
Evakuierung als einzige Lösung
Experten und NGOs fordern, aufgrund der desaströsen Lage in den Camps und die neue Bedrohung durch den Corona-Virus, die sofortige Evakuierung der Lager. Wohin die Menschen sollen bleibt jedoch weiterhin fraglich. So verweigern sich viele EU-Staaten, darunter Österreich, der weiteren Aufnahme von Asylwerbern. Andere EU-Länder, darunter Frankreich und Deutschland, haben sich zwar dafür bereit erklärt etwa 1600 unbegleitete Minderjährige aus den griechischen Lagern unter sich zu verteilen, doch scheint die Corona-Krise dieses Vorhaben zu blockieren. Der Corona-Virus hat die Abschottungspolitik der Europäischen Politik weiter vorangetrieben. Ihre Folgen werden an den Grenzen sichtbar.
Bild: „Underaged refugees in a camp located at the northeastern Greek island of Lesbos“ by Mstyslav Chernov/Unframe, CC BY-SA 4.0