Arbeiten während der Krise
Reicht ein Applaus?
Nachdem durch die Regierung die Auflagen zur Eindämmung des umgreifenden Covid- 19 Virus verlesen wurden, veränderte sich für einige Menschen so manches in ihrem Leben. Die, die Home-Office machen können, verlegten ihre Arbeit nach Hause. Für alle anderen heißt es: entweder eine unfreiwillige Arbeitspause einlegen oder doch weiterarbeiten und jeden Tag mit Menschen zusammentreffen. Das trifft vor allem jene, die angestellt sind im Lebensmittelhandel, in gesundheitlichen Bereichen oder aus Drogerien und Trafiken. Doch wie ist es in dieser Zeit zu arbeiten?
Ein Virus und seine Auswirkungen
Im 20. Bezirk am Wallensteinplatz ist eine kleine Trafik hinter dessen inzwischen heruntergelassenem Rollgitter der Betrieb immer noch weitergeht. Nachdem am 13. März die Vorkehrungen offenbart wurden, arbeiteten auch die Beschäftigten in der Trafik nur noch mit Handschuhen und wenn notwendig, einem Mundschutz. Seit Tagen drängen sich die Menschen in das kleine Geschäft, um ihre „Hamstereinkäufe“ oder auch ihre normalen Besorgungen zu beschaffen. Dicht an dicht beieinander, es scheint fast so, als würden sich nur wenige Gedanken über eine mögliche Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr machen. Eine potenzielle Gefahr und weitere Belastung vor allem für die Angestellten, die neben der gründlichen Reinigung aller Oberflächen und möglicher anderer Infektionsherde versuchen, die KundenInnen daran zu erinnern, sich der Situation angemessen zu verhalten.
Drastische Maßnahmen zum Schutz der Menschen
Um seine eigene Gesundheit und die der Angestellten zu schützen, griff Erwin Kotlan zu einer drastisch scheinenden Maßnahme: Die kleine Trafik besitzt ein Rollgitter, das in der Mitte eine Durchreiche hat. Da eine einfache Plexiglasscheibe nur ihn und seine Angestellten schützen würde, aber nicht die Kundschaft, entschied sich Erwin Kotlan nach der Verkündigung der verschärften Maßnahmen dazu, nun aus der Durchreiche heraus die Kundschaft zu bedienen. Nach Tagen der Beobachtung und dem Anbringen von Hinweisschildern, konnte nur die Absperrung zum Verkaufsraum die Kundschaft dazu bewegen, sich an die neue Situation anzupassen.
Alle müssen sich der Situation anpassen
Im Viertel sorgte die neue Form des Verkaufs für Aufsehen. Nur ein weißes Schild mit den Worten „Geöffnet“ gibt Auskunft darüber, dass die Trafik weiterhin in Betrieb ist. Während die neuen Maßnahmen für die ein oder andere Kundschaft amüsant wirkten, sprachen sich viele dafür aus und bedankten sich bei den Angestellten für ihren Einsatz. Auch für den Besitzer und seine Angestellten sind die neuen Maßnahmen eine Herausforderung, nicht nur hinsichtlich der Einhaltung hygienischer Vorkehrungen zum Schutz ihrer eigenen Gesundheit und der anderer.
So werden Anlieferungen der Ware nun in den Innenhof verlegt, wo die schweren und unhandlichen Kartons durch einen schmalen Gang befördert werden müssen, bevor sie im Lager der Trafik verräumt werden können. Dass die Lieferungen aufgrund der „Hamstereinkäufe“ üppiger als gewohnt ausfallen, erleichtert den Arbeitsalltag der Arbeitenden nicht.
Da sich die Tabakwaren am hinteren Ende des Verkaufsraums befinden, müssen die Angestellten zwischen diesen und der sich an der Eingangstür befindenden Verkaufsluke pendeln. Ebenso ist der Lärm ein Problem. Die Trafik liegt mitten am Wallensteinplatz, einer stark befahrenden Kreuzung. So müssen sich KundInnen und VerkäuferInnen in einer fast unangenehmen Lautstärke miteinander verständigen. Nach einem siebenstündigen Arbeitstag kann das eine starke Belastung für die Stimme bedeuten.
Solidarität und Bewusstsein für die aktuelle Lage
Die Menschen, die also trotz des inzwischen fast weltweit verbreiteten Covid- 19 Virus und dessen Auswirkungen jeden Tag arbeiten gehen, müssen nicht nur ihrer normalen Tätigkeit nachgehen, sie benötigen darüber hinaus sowohl körperliche als auch mentale Kraft, um diese Aufgabe zu bewältigen. Die Kundschaft zeigt sich hingegen mehr oder weniger davon beeindruckt. Viele beschränken ihre Einkäufe, halten sich an die Vorkehrungen und geben sich Mühe, einen Teil zur Verbesserung der Lage zu leisten. Andere erwecken hingegen den Eindruck, ihre Normalität nicht aufgeben zu wollen. Zur Erleichterung der Umstände für die noch arbeiten müssenden Menschen trägt dieses Verhalten jedoch nichts bei. Vorbildlicher hingegen sind Pflegeheime. Telefonisch geben diese ihre Bestellungen an die Trafik durch, so dass die BewohnerInnen der Heime nicht einzeln das Haus verlassen müssen. Jede Zusammenarbeit hilft dabei, die Ausnahmesituation zu verbessern.
Das Angebot gilt auch für Privatpersonen. Es liegt nun also bei der Kundschaft, den angebotenen Service zu nutzen. Der Betreiber der Trafik und seine Angestellten hoffen auf eine hohe Nachfrage, damit für die Kundschaft und auch das Team der Arbeitsalltag erleichtert wird.
Umdenken statt Applaus
Hinter den geöffneten Türen der noch laufenden Geschäfte arbeiten Menschen täglich in einem Ausnahmezustand und gefährden zusätzlich dabei ihre eigene Gesundheit. Um 18:00 Uhr für all die noch Arbeitenden zu applaudieren ist ein nett gemeinter Gedanke, aber es reicht nicht. Sich selbst und sein Verhalten in dieser Zeit zu hinterfragen und mögliche Hilfe zu nutzen, um so die Arbeitenden zu entlasten, wäre der ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Mann kann alles übertreiben !Teilweise haarsträubende Argumente, sollte froh sein , das er offenhalten darf !