Reform oder leere Worte?
4-Tage Woche! Flexibilität! Freiwillig länger arbeiten! Begriffe, die im Zusammenhang mit dem 12-Stunden-Tag gerne verwendet werden. Bei Gegenwind wird behauptet: „Es bleibt doch eh alles gleich. Es kommt ja nichts Neues.“ Doch wie wird es tatsächlich aussehen?
Zuspruch von der Seite der Arbeitgeber
Wir haben uns mit Peter* zum Interview getroffen. Er ist Inhaber einer Tischlerei mit 5 Mitarbeitern. Den 12-Stunden-Tag sieht er als keine besondere Veränderung zur derzeitigen Regelung.
„Was soll sich da groß ändern? Is‘ ja jetzt eh auch schon so.“
Aber wozu dann der ganze Aufruhr von der Regierung?
Skepsis aus Arbeitnehmerreihen
Als Gegenpol dazu haben wir uns auch mit Hannah* getroffen. Sie ist in der Gastronomie tätig. „Ja, es kam natürlich schon vor, dass ich das ein oder andere Mal über meine 8 Stunden hinausarbeiten musste. Da wurde mir aber jede Stunde ab der 9. als Überstunde verrechnet. Ich hab‘ halt die Befürchtung, dass durch den 12-Stunden-Tag etwaige Überstundenzuschläge wegfallen.“ Laut der Regierung wird sich diese Befürchtung nicht bewahrheiten. Bei normaler Arbeitszeit wird bereits die 9. Stunde als Überstunde abgegolten, bei Gleitzeit jedoch erst ab der 11. Stunde. Doch auch der Begriff „Freiwillige 10-12 Stunden“ löst in Hannah ein mulmiges Gefühl aus.
„In der Gastro wirst generell nicht gefragt, ob du über deine 8 Stunden hinaus arbeiten willst. Ich glaub‘ freiwillig gibt’s da dann auch mit der neuen Regelung nicht wirklich.“
Aufruf zur Demonstration gegen den 12-Stunden-Tag
Gestern fand zu diesem Thema eine Sondersitzung im Nationalrat statt, bei der versucht wurde, Klarheit zu schaffen. Aus der Opposition hagelt es Kritik: Viele Passagen dieser Reform sind noch schwammig formuliert. Der ÖGB organisierte aus diesem Grund eine Demonstration gegen den 12-Stunden-Tag. Diese Demo startete heute um 14 Uhr am Wiener Westbahnhof. Bist du auch dabei?
*Namen von der Redaktion geändert.