Sommer in Wien: Kontrolle statt Entspannung?

Ob im Alten AKH, zwischen den Museen oder im Burggarten: Sobald die Sonne scheint, finden sich dort viele kleine Grüppchen von Jugendlichen und Studierenden zusammen. Natürlich wird dabei auch das ein oder andere Getränk konsumiert, was jedoch durchaus erlaubt ist, solang der Müll weggeräumt wird und sich die Lautstärke in Grenzen hält. Wenn auch die Anzahl der Personen, die gemeinsam im Park abhängen in den letzten Jahren immer mehr wurde, so stiegen gleichzeitig die Polizeikontrollen drastisch an. Es vergeht beinahe kein Abend, wo kein Polizeiauto zwischen den Museen durchfährt, oder Zivilpolizisten die jugendlichen im AKH kontrollieren. Natürlich geht es den Beamten darum, Kriminalität und vor allem Drogenhandel einzudämmen, doch ist das Kontrollieren der Grüppchen dafür tatsächlich der effektivste Weg?

Jugendliche fühlen sich beobachtet

Im Alten AKH scheint die Sonne in die vielen Höfe, ein paar Studierende laufen zwischen den Bibliotheken und Hörsäälen hin und her, auf der Wiese sitzen junge Leute zusammen, ein paar von ihnen mit der Bierdose in der Hand. Timo* (18) ist einer von ihnen. Bereits in der Schulzeit seien seine Freunde und er im Sommer ins AKH zum Chillen hergekommen. Mittlerweile macht er Zivildienst und verbringt die Abende noch immer gern dort.

„Wir waren früher auch oft zwischen den Museen aber da fährt jetzt jeden Abend ein Polizeiauto durch und verscheucht die Leute von der Wiese und droht uns mit Anzeigen.“

Doch warum? Stören die Jugendlichen irgendwen? Ist das, was sie tun, illegal?

Kontrollen gerechtfertigt?

Laut der Beamten ist das Problem vor allem, dass die Mitglieder der Grüppchen immer jünger werden. Der Alkoholkonsum an öffentlichen Plätzen ist erlaubt, jedoch laut Jugendschutzgesetz erst ab 16 bzw. 18 Jahren. Da sich mittlerweile auch viele Minderjährige bei den Hotspots aufhalten, verlangt dies laut Polizei nach einem stärkeren Durchgreifen. Timo hingegen sieht das anders: „Die haben nichts zu tun und machen uns das Leben schwer. Wir sind alle alt genug, wir räumen unseren Müll immer weg und sind auch nicht extrem laut. Wir wollen nur gemeinsam was machen, ohne in einer Bar jeden Abend Geld ausgeben zu müssen.“

Für viele Jugendliche bietet das Abhängen in den Parks eine billige Alternative zum Fortgehn. Ein weiteres Problem, welches damit verbunden ist, ist der Müll, der oft zurückbleibt, wenn die Jugendlichen den Heimweg antreten. Mittlerweile gibt es darauf auch eine 50 Euro Strafe.

„Die Polizisten verteilen aber nicht mal Strafen an die, die hier alles zumüllen. Sie kommen nur her und wollen wissen, ob wir Drogen dabei haben, aber Keiner von uns dealt! Ja, manche rauchen Gras aber das tut keinem weh. Die sollten lieber den Drogendealern in den Nachtclubs nachgehen oder zum Brunnenmarkt. Da passiert das Dealen, nicht hier.“

Von Entspannung keine Spur

Momentan ist die Stimmung an den Stammplätzen durchaus angespannter als sonst, vor allem zwischen den Museen wird die Anzahl der Gruppen immer weniger. Dabei ist eines der größten Anliegen der Jugendlichen, die Möglichkeit zu bekommen, gemeinsam Zeit zu verbringen, ohne, dass dies mit zu hohen Kosten verbunden ist. Viele von ihnen können sich das teure Fortgehen nicht leisten, zu hause chillen ist auch oft schwer, also bleibt meist nur der Park als Möglichkeit übrig. Dass diese als zentraler Treffpunkt aufgrund der Kontrollen in Zukunft wegfallen könnte, sieht Timo kritisch:

„Kein Wunder, dass so viele Jugendliche kriminell werden. Es wird ja schon von uns erwartet, dass wir nichts anderes tun, als Drogen zu verkaufen und selbst zu nehmen. Und wenn man uns nicht mal erlaubt, in Ruhe draußen zu sitzen und Bier zu trinken, kein Wunder, wenn da manche auf dumme Gedanken kommen.“

In Wien gibt es außer den Parks, dem Uni Campus oder anderen öffentlichen Plätzen wie dem Museumsquartier, für junge Leute mit wenig Geld kaum Möglichkeiten zum abhängen. Würde die Polizei ihnen diese Möglichkeiten tatsächlich absprechen, würde dies vermutlich nicht zu weniger Kriminalität und Drogenhandel führen, sondern lediglich eine Strafe für Jugendliche sein, die gemeinsam Zeit verbringen wollen.

* Name auf Wunsch geändert.