Schon seit Jahren wird immer wieder über die Einführung einer Reiterstaffel der Polizei diskutiert. Jetzt plant auch Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) ein Pilotprojekt für die berittene Polizei. Doch so einfach hat er es damit nicht. Es sei vor allem zu teuer und dem Steuerzahler nicht zumutbar. Laut KURIER sollen die Kosten für den Aufbau und Erhalt einer Reiterstaffel 900.000 Euro überschreiten. Auch Tierschutzvereine schlagen Alarm. Das Projekt sei „aus Tierschutzsicht generell abzulehnen“, sagt VGT-Tierschuztreferentin Ines Haider. Was jedoch alle nur hinter vorgehaltener Hand tuscheln, ist, dass es in Österreich bereits eine berittene Polizei gab. Gute Erinnerungen weckt das allerdings nicht.
1927 fing in Schattendorf alles an. Auf dem Rückweg von einer Kundgebung geriet eine Gruppe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei unter Beschuss, wobei zwei Menschen starben. Bei den Toten handelte es sich um einen Kriegsversehrten und einen achtjährigen Buben einer Arbeiterfamilie. Aus Protest gegen die willkürlichen Morde kam es in Wien zu einem Generalstreik der Arbeiter. Doch damit war die Angelegenheit noch nicht geregelt. Die beiden Todesschützen wurden schnell ermittelt und verhaftet. Womit jedoch niemand rechnete, beide Schützen wurden freigesprochen. Der Grund? Notwehr!
Aufgebracht über das Urteil versammelten sich am 15. Juli 1927 Arbeiter aus den Wiener Außenbezirken vor dem Justizpalast. Bald darauf brach Chaos aus. Keiner hatte mit einer derartigen Reaktion gerechnet und sich auf eine derartige Demonstration vorbereitet.
Um die Demonstrationen unter Kontrolle zu bekommen wurden Polizisten geschickt. Doch der kleine Trupp hatte gegen die Demonstrierenden keine Chance. Daraufhin rückte die Reiterstaffel der Polizei vor. Der Befehl: mit Säbel die Demonstration erschlagen! Das brutale Vorgehen gegen die Bevölkerung ließ die Wut der Arbeiter weiter hoch- und letztlich überkochen. Die aufgebrachte Menge stürmte den Justizpalast und setzte ihn in Brand. Danach eskalierte die Situation vollkommen. 600 bewaffnete Polizisten erhielten den Schussbefehl und feuerten in die Menge. Das Resultat waren 89 Tote, über 600 Verletze und der Auftakt zum Untergang der Ersten Republik. Die erste brutale Attacke der berittenen Polizei gegen die Demonstrierenden wurde auf zahlreichen Bildern festgehalten. Die berittene Polizei wurde dadurch in Österreich ein Zeichen für das brutale Vorgehen des Staates gegen die Bevölkerung.
Also geht es bei der aktuellen Diskussion tatsächlich nur um die hohen Kosten und das Wohlergehen der Pferde? Oder ist es nur der Deckmantel um die traurige Geschichte Österreichs nicht aufzuwühlen?
Beitragsbild: Australian Mounted Police Victoria-edit1.jpg by Mriya; edited by jjron, CC BY-SA 3.0
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