„My Body My Choice“: Wie sieht es mit Abtreibungen in Österreich aus?

Am 24. Juni 2022 kippte der US-Supreme Court das landesweite, fast 50 Jahre alte Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten. Die Bundesstaaten können jetzt für sich entscheiden, ob sie Abtreibungen legalisieren oder nicht. Doch wie sieht die Lage eigentlich in Österreich aus?

Nochmal von vorne: Was ist eigentlich eine Abtreibung?

Eine Schwangerschaft beginnt mit der Befruchtung der Eizelle durch Geschlechtsverkehr und endet mit der Geburt. Laut Wikipedia ist eine Abtreibung (auch: „Schwangerschaftsabbruch“) „die vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft durch Entfernen der Leibesfrucht.“1 Heißt: Der Embryo überlebt diesen Eingriff nicht, die Schwangerschaft wird abgebrochen. Es gibt viele Gründe, eine Abtreibung durchzuführen. Einer davon kann die sogenannte Eileiterschwangerschaft sein. Bei dieser nistet sich die befruchtete Eizelle nicht wie normal in der Gebärmutter ein, sondern im Eileiter. Diese Situation kann für die Person tödlich ausgehen. Im Notfall muss also eine Abtreibung durchgeführt werden, welche der Schwangeren das Leben rettet.

USA: Schlussstrich nach langer Debatte

In den USA herrscht schon seit langer Zeit Uneingigkeit in der Bevölkerung, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht. Das ethische Dilemma um das Thema spaltet förmlich die Gesellschaft. Vor allem Konservative und die christlichen Gruppen gehören der „Pro-Life“ Bewegung an. Sie richtet sich explizit gegen Schwangerschaftsabbrüche und sieht sie teilweise sogar als Sünde an. Die Beseitigung eines Embryos setzen die „Pro-Lifer“ nämlich als Tötung eines Menschen gleich. Dabei ist ihnen die Selbstbestimmung der Person oder ihre eigene mögliche gesundheitliche Gefährdung grundsätzlich nicht so wichtig wie der Fötus.

Die „Pro-Choice“ Bewegung gibt es seit den 60ern und bildet das Gegenstück zu „Pro-Life“: Eine Person soll selbst frei entscheiden können, ob sie eine Abtreibung durchführen möchte oder nicht.

Da die beiden sozialen Bewegungen in den USA gleichzeitig existieren, kommt es immer öfter zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien. Einige Pro Life Aktivisten gehen sogar so weit, dass sie sich vor Abtreibungskliniken stellen. Sie warten auf Patient*innen, die in die Klinik wollen um sie zu überreden: Sie sollen ihre Entscheidung überlegen und an das heranwachsende Kind in ihrem Bauch denken. In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Gewaltdelikte vor Abtreibungskliniken an, die Debatte wird immer hitziger und emotionaler.

Am 24. Juni 2022 kippte der Supreme Court nun das bestehende landesweite Recht auf Abtreibungen. Jetzt haben die einzelnen Bundesstaaten die Möglichkeit, für sich selbst zu entscheiden. Will man ein Abtreibungsverbot oder nicht? 26 Bundesstaaten sind konservativ geführt – und in 13 von ihnen herrscht bereits ein Abtreibungsverbot.

Die Abtreibungskliniken in den aufgewählten Bundesstaaten dürfen somit keine Schwangerschaftsabbrüche mehr durchführen und werden geschlossen. Experten sagen, dass die Abtreibungen so nicht weniger werden, sondern dass somit auf gefährliche Methoden zurückgegriffen wird. Die sichere Prozedur in einer dafür vorgsehenen Klinik ist jetzt für Schwangere nicht mehr gegeben.

Bei uns ist’s eh fix anders. Oder?

In Österreich sind Abtreibungen straffrei. Jedoch nur, wenn die Schwangerschaft innerhalb der ersten drei Monate abgebrochen wird oder wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr schwebt (§ 96 StGB). Es wäre theoretisch möglich, mit einer einfachen Stimmenmehrheit auch in Österreich ein Abtreibungsverbot einzuführen. Jurist*innen sind sich außerdem uneinig, ob „straffrei“ dasselbe ist wie „legal“. Einige kritisieren die Formulierung des Gesetztes stark. Es wird davon ausgegangen, dass die Änderung in den USA auch einen Einfluss auf die europäische Gesetzeslage hat.

Quellen:

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaftsabbruch [30.06.2022]