Journalismus gegen Korruption

Wage auf der links ein Paragraph steht und rechts auf der schwereren Seite ein Beutel voll Geld steht

Die Ibiza-Causa und Inseratenaffäre sind nur wenige Korruptionsfälle der letzten Jahre. Österreich ist korrupt und dies zeigt sich auch im Korruptionsranking von Transparency International. Dieses Jahr fällt Österreich unter 180 Staaten vom zwölften auf den 15. Rang zurück. In dem Ranking werden die unterlassenen und unternommenen Maßnahmen gegen Korruption, sowie die wahrgenommene Korruption im Land erfasst. Wie kann es sein, dass Korruption und Machtmissbrauch in diesem Maße bei uns möglich sind? Goschat hat mit Catharina Felke, eine führende Journalistin gegen Machtmissbrauch und Korruption gesprochen.

Journalismus in der Krise?

Dem Journalismus wird häufig vorgeworfen in einer Krise zu stecken und sich auf den Wandel besser anpassen zu müssen. Seit Jahren gehen die Printauflagen, auch bei den großen Medienhäusern, zurück und die Informationsflut im Internet eröffnet den Raum für größere Meinungsvielfalt. Journalistinnen und Journalisten setzen nicht mehr die Agenda und filtern auch nicht mehr welche Informationen uns erreichen, aber ist diese Positionsverschiebung wirkliche das Anzeichen einer Krise? Der Journalismus befindet sich im Wandel und muss sich an die neuen Darstellungsformen im Internet gewöhnen, um sich an die neuen Rezeptionsgewohnheiten der Menschen anzupassen. Die neuen Formate (Podcast, Video etc.) des Internets und die multimediale Verarbeitung der Informationen verlangen auch eine redaktionelle Umstrukturierung, die Zeit benötigt. Und obwohl vor allem die Nutzung von Online-Kanälen und die Konkurrenz mit vielen kostenlosen Inhalten eine finanzielle Belastung für Medienhäuser ist, wird die Rolle des Journalismus bedeutender. Neben der Aufgabe Öffentslichkeit herzustellen müssen Journalisten heutzutage umso mehr die Themen der öffentlichen Agenda durch Tiefenrecherche richtig einordnen und Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen. Dadurch kann die Informationsfülle verstanden werden und zwischen Fake News, Manipulation und wahrheitsgetreuen Nachrichten differenziert werden. Insbesondere bei Enthüllungsgeschichten ist der Journalismus mit den NGOs die vierte Säule der Demokratie. Sie kontrolliert die Machthabenden und deckt Machtmissbrauch auf. 

Investigativer Journalismus

Der investigative Journalismus ist ein wenig bekannter Bereich des Journalismus, welcher hingegen große Auswirkungen in der Gesellschaft haben kann. Er ist demokratiepolitisch von immenser Bedeutung, da er sich darauf spezialisiert hat Missstände aufzudecken. Investigativer Journalismus zeichnet sich durch eine intensive Recherche aus, die aus verschieden Methoden besteht. Die Aufdeckungsarbeiten folgen einem bestimmten Schema, aber verlaufen selten linear. 

Catharina Felke wurde Journalistin um die Öffentlichkeit zu informieren und dieser somit bei der Meinungsfindung zu helfen. Felkes Meinung nach ist es nicht richtig, wenn man sagt, dass man mit dem investigativen Journalismus den Schwachen eine Stimme verleihen will. Den Schwachen muss man keine Stimme geben, denn sie haben eine – man muss sie einfach lauter machen. Hier muss man aber auch aufpassen, nicht in den Aktivismus abzudriften.

Catharina Felke

Nur noch selten könnten sich Journalisten darauf verlassen Informationen zugespielt zu kriegen. Catharina Felke ist investigative Journalistin, die sich auf die Arbeit mit Informationsfreiheitsanträgen, Daten und digitalen Recherchen konzentriert. Als Datenjournalistin versucht sie in öffentlichen Datensätzen Gemeinsamkeiten zu finden, die Aufschluss geben können. In Österreich und Deutschland gibt es nicht viele, die sich auf die Arbeit mit Daten zu Aufklärungszwecken spezialisiert haben. Felke hat diese besonder Methode des Arbeitens in den USA erlernt, als sie an der Columbia Universität das Lede-Programm für Datenjournalismus abschloss. Besonders aus der Zeit in den USA ist Ihr die Arbeit zu den US-Wahlen 2020 in Erinnerung geblieben. Die Arbeit unterscheidete sich in der Hinsicht von den Arbeitsweisen in Österreich, da es in den USA das Informationsfreiheitsgesetz gibt. Das Gesetz würde in Amerika viel mehr als Werkzeug verstanden, also als Teil der Recherche.

„Ich stelle eine Informationsfreiheitsanfrage und schaue wie ich so an das öffentliche Dokument komme. Die Kombination aus Informationsfreiheitsanfragen und dem arbeiten mit Daten zähle in Amerika zu den Grundlagen des investigativen Journalismus.“

Es sei jedoch sowohl in den USA als auch in Österreich am wichtigsten, dass die Dokumente vor Gericht standhalten, also justiziabel sind.

Informationsfreiheitsgesetz

Catharina Felke war nicht bereits von Anfang an bewusst, dass sie Journalistin werden wollte. Nach ihrem Kunstgeschichte Studium rutschte sie durch eine Veranstaltung zur Initiative für ein Informationsfreiheitgesetz – welche sie als Privatperson besuchte – in den Journalismus. Die gebürtige Burgenländerin, die in Wien aufwuchs, kam so ins Team und arbeitete ehrenamtlich für die Initiative. Aufgrund ihres großen politischen Interesses war ihr eigentlicher Plan, Innenpolitik Journalismus zu machen. Schnell merkte sie aber, dass sie nicht so gut tagesaktuell arbeiten kann und es ihr viel mehr liegt in die Tiefe zu gehen und Expertin auf dem Thema zu werden, welches sie behandelt. Sie beschreibt es als ein Denken, welches weg vom Einzelfall und hin zum System geht. Eines der größten Probleme, wenn es um Amtsmissbrauch geht, ist die fehlende Transparenz. Das Forum für Informationsfreiheit (FOI) engagiert sich seit 2013 für ein Ende des Amtsgeheimnisses und ein Bürgerrecht auf Zugang zu staatlicher Information. Ziel ist ein Transparenzgesetz, das sich an den stärksten internationalen Beispielen orientiert. Ein Informationsfreiheitsgesetz, wie es das schon in den USA, Schweden und Deutschland gibt, würde das in Österreich seit 1925 geltende Amtsgeheimnisses beenden und jedem und jeder Bürgerin Zugang zu staatlichen Informationen ermöglichen. An allen staatlichen Stellen müssten die Dokumente, natürlich bis auf einige Ausnamen, für jeden Bürger zum Bentragen offen liegen.  Zurzeit besetzt Österreich beim Zugang zu Informationen in einem internationalen Ranking die vorletzter Stelle, aber die Verabschiedung des noch immer stillgelegten Informationsfreiheitsgesetzes würde dieses Ranking ändern und Korruption eindämmen.