Eine Welt ohne Social Media – geht das?
Social Media: ein Zeitfresser, der Negativpol in unserem Leben. Man vergleicht sich kontinuierlich mit unrealistischen Körperbildern, hat immer Angst etwas zu verpassen und gibt Likes die Macht über unser Selbstwertgefühl. All das sind nur ein paar der typischen Vorurteile von Facebook, Instagram, Twitter und Co. Ohne Social Media müsste unser Leben dann doch eigentlich um einiges unbeschwerter sein, oder etwa nicht? Wie sieht eine Welt ohne Social Media aus? Das erfahrt ihr hier!
Wenig Einfluss auf unser Wohlbefinden
Oxford Studien fanden heraus, dass soziale Medien nur einen sehr schwachen, bis keinen negativen Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit haben. Soziale Medien machen weniger als 1 Prozent unserer Lebenszufriedenheit aus. Viel entscheidender ist das soziale Umfeld, also gute Freunde und Familie. Nur bei Akut-Süchtigen konnte das DRK eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Depressionen feststellen. Demzufolge hätte ein radikaler Social-Media-Detox wohl nur wenig Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Zeit für neue Hobbys
Ihrem Ruf als Zeitfresser machen die sozialen Medien alle Ehre. Über eine Stunde pro Tag verbringen die Deutschen im Schnitt auf sozialen Medien. Bei Jugendlichen sind es sogar bis zu zwei Stunden täglich. Gäbe es sie nicht mehr, hätten die meisten von uns also mehr Zeit für Anderes. Es könnte neuen Hobbys nachgegangen werden oder z.B. häufiger zum Buch gegriffen werden.
„Der reinste Wahnsinn, wie viel Zeit wir täglich an unserem Handy sitzen und auf Instagram und Co. scrollen. „Bei mir waren es letzten Monat stolze 5 Stunden, die ich wohl täglich auf Instagram und TikTok verbracht habe. Bei meinem Detox wusste zuerst gar nicht, was ich mit all der zugewonnenen Zeit anfangen soll, sagt Studentin Emilie P., die vergangenen Monat einen einwöchigen Social-Mediadetox durchführte.
Aufleben alter Traditionen – Briefe, Zeitung und das Telefon
Ein Aufleben alter Traditionen ist in diesem Szenario gar nicht mal so unwahrscheinlich. Anstatt der besten Freundin eine Menge an Sprachmemos zu schicken, würde uns nun nur mehr die Option bleiben zum Hörer zu greifen oder uns direkt mit ihr zu treffen. Auch das Briefeschreiben könnte wieder ein Trend werden.
Die Medien gewinnen an Bedeutung
Außerdem würden die Medien vermutlich ihr großes Comeback feiern. Viele Nachrichten, die uns heute über die sozialen Medien erreichen, könnten wir nur mehr über die klassischen Zeitungen, das Radio oder das Fernsehen empfangen. Die Medien nehmen also wieder stärker ihre Rolle als Gatekeeper ein. Zudem könnte der Druck auf die Journalisten sinken, da die Informationsflut abnehmen würde.
Verschwörungstheorien sind kein Phänomen der sozialen Medien
Verschwörungstheorien, die stark mit sozialen Kommunikationsplattformen verbunden werden, werden laut Michael Butter nicht verschwinden. Er sagt sogar, dass die Menschen früher noch viel empfänglicher für Verschwörungstheorien waren. Heute sind es in unserer Gesellschaft nur noch rund ein Viertel.
Vernetzung der Welt nimmt ab
Als Letztes würde ohne die sozialen Medien auch die leichte Vernetzbarkeit mit Gleichgesinnten wegfallen. Kontakt zu dem Briefmarkensammler am anderen Ende der Welt halten, wäre ohne die Netzwerke schwierig.
Aktivismus fehlt wichtiges Kommunikationsinstrument
Zudem müssten auch viele Aktivisten und politische Akteure umdenken. Viele Bewegungen wie #blacklivesmatter oder #metoo organisierten sich über soziale Medien. Sie haben es geschafft, sich als Minderheit Gehör zu verschaffen. Dies wird ohne Instagram und Co. zwar immer noch möglich sein, jedoch vermutlich in einer anderen Dimension.
Social Media ist fest in unserer Gesellschaft verankert
Trotz ihrer Schattenseiten, sind auch die Vorzüge der Netzgiganten zu erwähnen. „Ich sehe ihre große Stärke darin, dass vor allem kleine Unternehmen, wie z.B. mein kleiner Blumenladen, mit Social Media kostengünstig und effektiv die Produkte promoten kann oder beispielsweise mit Kunden in unmittelbaren Kontakt treten kann. Dies hat uns vor allem in der Corona-Krise geholfen“, sagt Martina B, Inhaberin des Blumenladens. „Soziale Medien können zwar viel Zeit fressen, aber mittlerweile gibt es viele Apps, die einem helfen, den Konsum zu regulieren“, betont Studentin Marie L.
Lukas F., leidenschaftlicher Hobbykünstler, nutzt die Plattformen häufig, um sich Inspiration für neue Werke zu suchen. „Es ist das Paradies für jeden kreativen Kopf!“, sagt der 22-Jährige.
Das beschriebene Zukunftsszenario ist ein interessantes Gedankenexperiment. Trotzdem sprechen allein die 4,6 Milliarden Social Media Nutzer für sich, dass ein Wandel oder Niedergang von Facebook, Twitter und Instagram nicht zu erwarten ist.
Bild: Jana Dähling