Krise im Studium? – Die Psychologische Studierendenberatung hilft.

Studieren macht Spaß. Aber nicht nur. Studieren kann auch überfordern. Den richtigen Studiengang zu wählen, sich im Universitätsalltag einzufinden, mit Lernstress umzugehen und nebenbei noch Freunde zu finden kann ganz schön belastend sein. Die Psychologische Studierendenberatung will dabei Hilfe leisten und Studierende bei etwaigen Problemen unterstützen. Im Interview mit goschat.at klärt Psychologin und Psychotherapeutin Mag.a Dr.in Maria Haidvogl über das Angebot auf.

goschat.at: An wen wendet sich die Psychologische Studierendenberatung?

Dr.in Haidvogl: Bei der Studierendenberatung, wie der Name schon meinen lässt, arbeiten wir vorwiegend mit Studierenden. Das ist unsere größte Zielgruppe. Seien es Studierende von den Unis oder von Fachhochschulen. Wir arbeiten aber auch mit Studienwerbern. Das sind Maturanten oder aus den 7. Klassen, die zu uns zur Beratung kommen. Da geht es vorwiegend um die Studienwahl. Das heißt wir begleiten vor dem Studium und während des Studiums.

goschat.at: Psychotherapie ist ja bekanntlich sehr teuer. Wie ist das bei der Studierendenberatung?

Dr.in Haidvogl: Wir sind eine Einrichtung vom Wissenschaftsministerium. Die Einrichtung ist für Studienwerber und Studierende kostenlos. Es gibt einfach nur die online Anmeldung hier bei uns in Wien und dann ist jeder Kontakt gratis.

goschat.at: Mit welchen Anliegen kommen die Studierenden zu euch?

Dr.in Haidvogl: Die Eintrittskarte zu uns ist meist ein studentisches Thema, sei es ein Lernproblem oder eine Prüfungsangst. Aber wir schauen sehr genau dahinter – Was ist eigentlich die Ursache? In der weiteren Folge zeigen sich dann oft andere Themen, bei denen wir begleiten. Das heißt manche Studierende kommen auch mit einem sehr persönlichen Thema.

goschat.at: Welche Angebote gibt es bei euch?

Dr.in Haidvogl: Neben Einzelgesprächen bieten wir auch Gruppenberatungen an, wie Selbsterfahrungsgruppen über Selbstsicherheit, Prüfungsangst oder Lernprobleme. Bei Lerntrainings hören wir immer wieder: „Ich bin so froh, dass ich andere treffe, die ähnliche Themen haben. Dadurch fühle ich mich nicht so isoliert und einsam mit meinem Thema.“ Bei Prüfungsangst glaubt jeder „Nur ich bin betroffen.“ und man merkt nicht wie viele andere auch betroffen sind.

Ein großer Teil der Studierenden, die zu uns kommen sind auch am Beenden des Studiums. Das heißt sie möchten ihr Studium beenden, aber irgendwie funktioniert es nicht. Alle Prüfungen sind gemacht, aber die Bachelorarbeit oder die Masterarbeit ist so schwierig – da kommt es oft zu einer Verzögerung. Aber nicht weil die Klient:innen nicht begabt wären, sondern weil es einfach schwierig ist, dass man so einen Lebensabschnitt beendet. Da spielen oft sehr persönliche Themen eine Rolle.

Und wir haben auch einen großen Teil der Studienwahldiagnostik. Wenn jemand bei der Studienwahl Entscheidungshilfe braucht, bieten wir das auch an. Das ist eine psychologische Testung, die einen ganzen Tag dauert, wo es ein Vorgespräch gibt, dann die Testung und danach werden die Ergebnisse rückgemeldet. Außerdem gehen wir auch in Schulen für die 18plus Beratung, bei der wir Gruppen im Studienwahlprozess unterstützen. Das sind alles kostenlose Angebote für Studienwerber und Studierende.

goschat.at: Wie hat sich die Corona-Krise auf die psychologische Verfassung der Studierenden ausgewirkt?

Dr.in Haidvogl: Man merkt schon sehr stark, dass das immer mehr ein Thema ist. Jetzt war es sehr spannend, wie die Universitäten wieder von online auf Präsenz umgestellt haben. Da haben wir stark gemerkt, dass soziale Ängste wieder sehr präsent waren. Während der Corona Pandemie hat es eine ganz kleine Gruppe von Studierenden gegeben, die sehr profitiert haben durch die ganzen Einschränkungen. Sie konnten sich sehr gut regelkonform verhalten und haben Kontakte eher gemieden – Kontakt, sei es mit Professor:innen oder auch Studienkolleg:innen. Die haben sich sehr wohl gefühlt im Home-Office.

Dann gibt es eine große Gruppe, die zu uns kommt, die sagen „Jetzt öffnet wieder alles und es ist so schwierig wieder in Kontakt zu kommen“, weil das Problem schon vorher bestanden hat. Natürlich gab es in der Pandemie in der Situation ganz viele Fragen wie: „Wie gehe ich damit um, dass jetzt alles online ist?“, „Mir fehlt die Tagesstruktur.“ oder „Der online-Kontakt ist kein Ersatz für das präsente miteinander arbeiten.“. Ganz schwierig war das für Studienanfänger:innen, die begonnen haben zu studieren und die Universität noch nie von innen gesehen haben. Die haben es wirklich nicht leicht gehabt.

goschat.at: Hat sich durch das Aufkommen dieses Thema auch im Andrang zur Psychologischen Studierendenberatung bemerkbar gemacht?

Dr.in Haidvogl: Die Anzahl der Studierenden, die zu uns kommen, hat sich nicht verändert. Das heißt, wir sind immer sehr überlaufen. Oft erzählen uns Studierende, dass sie sehr lange auf einen Termin gewartet haben oder immer wieder auf die Homepage geschaut haben, ob es jetzt endlich einen freien Termin gibt. Das heißt, das Angebot wird sehr gerne von Studierenden in Anspruch genommen und wir sind gut besucht.

goschat.at: Wie kann man sich bei euch melden, wenn man mit Schwierigkeiten im Studium oder dem Leben zu kämpfen hat?

Dr.in Haidvogl: Uns als psychologische Beratungsstelle für Studierenden gibt es österreichweit an allen Uni-Standorten. Jeder Uni-Standort hat ein unterschiedliches Erstanmelde-Kontaktformular oder auch eine telefonische Anmeldung. Wir in Wien haben die online-Anmeldung. Das heißt Sie gehen auf unsere Homepage und unter „Kontakt“ finden Sie die online-Anmeldung, wo Sie Termine wählen können. Auch unterschiedlich, ob Sie eher ein Thema in Bezug auf Studienwahl oder im persönlichen Bereich haben.

Weiterführende Links:

Psychologische Studierendenberatung: https://www.studierendenberatung.at/

Standort Wien: https://www.studierendenberatung.at/standorte/wien/ueberblick/

Projekt 18plus: https://www.18plus.at/