MILA – Österreichs erster Mitmach-Supermarkt

Schaufenster des MILA Mitmach-Supermarkt, Gehsteig und gelber Hausfassade Außenansicht des MILA-Minimarkts in der Haberlgasse 58, Ottakring, Wien

In Ottakring entsteht mit MILA der erste Mitmach-Supermarkt Österreichs. Das Besondere daran? Die Mitglieder bestimmen das Sortiment und arbeiten selbst im Geschäft mit.

In einem kleinen Lokal in der Haberlgasse in Wien hat ein neuer Minimarkt geöffnet. Mit „MILA“ geht Österreichs erster Mitmach-Supermarkt in die Testphase. Derzeit gibt es ein kleines Sortiment von überwiegend regionalen, saisonalen und fairen Produkten. Das Ziel: In zwei Jahren will man einen Supermarkt mit Vollsortiment, wie man es aus herkömmlichen Supermärkten kennt, eröffnen. Dafür wird das Angebot schrittweise erweitert.

Mitmach-Supermarkt: Fair und günstig

In herkömmlichen Supermärkten geht es meistens darum, Umsatz zu machen. Bei MILA will man es anders machen: Hier achtet man auf das Wohl von Umwelt, Tier und Mensch. Die Produkte sollen möglichst biologisch, regional, saisonal und fair produzierten sein, aber nicht zwingend. Im Minimarkt findet man daher auch herkömmliche Produkte. Zentral ist MILA ein fairer Umgang mit den Produzent:innen. Ob kleinen Betrieben oder Großhändler, die Partnerschaft soll auf Augenhöhe und ohne Preisdrücken sein.

Die Produkte werden aber trotzdem zu möglichst niederen Preisen erhältlich sein. Möglich wird das durch die Mitarbeit der Mitglieder. Dadurch spart man sich einiges an Personalkosten. Jedes Mitglied soll drei Stunden pro Monat im Betrieb mithelfen: Regale einräumen, kassieren, aufräumen und was sonst noch anfällt. Im kleinen Testbetrieb muss noch nicht jeder mitarbeiten. Sobald man einen fixen Standort gefunden hat und der große Supermarkt eröffnet, soll jede:r mit anpacken.

Mitgliedschaftsbeitrag je nach Einkommen

MILA ist ein Supermarkt für alle. Jede:r sollen mitmachen können, ungeachtet der eigenen finanziellen Möglichkeiten. Der jährliche Mitgliedsbeitrag im Verein beträgt deshalb je nach Einkommen 12 oder 24 Euro. Wer sich noch unsicher ist, kann im Testbetrieb einen Probemonat machen. Dadurch will man neue Mitglieder gewinnen, die es für den Aufbau des genossenschaftlichen Supermarkts braucht. Später soll der Einkauf nur mehr für Mitglieder möglich sein.

MILA-Mitglieder können aber nicht nur im Laden einkaufen. Wichtige Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen. Auch das Sortiment wird von den Mitgliedern bestimmt. Dafür liegt im Minimarkt ein kleines Buch an der Kasse. Hier kann man seine Wünsche und (Produkt-)Vorschläge eintragen.

Die gewünschten Produkte sollten möglichst regional, saisonal und biologisch sein. Wenn das Produkt dadurch aber für Teile der Mitgliedschaft zu teuer ist, wird es nicht ins Sortiment aufgenommen. Man möchte einen bewussteren Konsum fördern, so Pressesprecherin Brigitte Reisenberger. Wichtiger sei es aber, dass niemand ausgeschlossen wird.

Gruppenfoto, elf Menschen stehen vor Geschäftsfenster des MILA Mitmach-Supermarkt und halten Einkaufswagen und Putzutensilien
Der MILA-Verein wird von ehrenamtlichen Mitgliedern betrieben. (Foto: Viktor Kössl)

Der Weg zum ersten Mitmach-Supermarkt Österreichs

Begonnen hat das Projekt kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Am 17. Jänner 2020 wurde der Verein MILA gegründet. Es ist eine erste Etappe auf dem Weg zum genossenschaftlichen Mitmach-Supermarkt. Als Genossenschaft wird der Supermarkt seinen Mitgliedern gehören und diese werden in mitgestalten.

Aufgrund der Pandemie gab es einige Verzögerungen. Nach einer zweijährigen Organisations- und Planungsphase konnte im Mai dieses Jahres der Testbetrieb aufgenommen werden. Der Minimarkt in der Haberlgasse hat vorerst freitags von 9:00-19:00 Uhr und samstags von 8:00-18:00 Uhr geöffnet. Im großen Supermarkt sollen die Öffnungszeiten normaler Supermärkte übernommen werden.

Für den Start des genossenschaftlichen Supermarkts braucht es etwa 2.000 Mitglieder. An Unterstützer:innen scheint es nicht zu fehlen. Der Verein hat bereits 500 Mitglieder – Tendenz steigend. Auch die im Februar gestartete Crowdfunding-Kampagne war erfolgreich. Durch sie konnten in einem Monaten 23.500 Euro für die Ausstattung des Minimarktes gesammelt werden.

Die größte Herausforderung sei die Standortsuche, so Brigitte Reisenberger. Die Räume müssen groß genug sein und sollten in Ottakring oder einem der anliegenden Bezirke liegen. In zwei bis drei Jahren, so schätzt man bei MILA, soll dann der genossenschaftliche Supermarkt öffnen.

Weitere Standorte wird man keine eröffne. Man stünde aber im Austausch mit ähnlichen Projekten in Paris und Berlin und würde weitere Initiativen in Österreich begrüßen und unterstützen, erklärt Pressesprecherin Reisenberger.

Mehr Informationen zu MILA gibt es hier.

Titelbild: Michaela Stankovsky / Mila Mitmach Supermarkt