Mithilfe bei der Flucht aus der Ukraine

Peter Reichl hilft einer ukrainischen Familie auf der Flucht

Über 4 Millionen Menschen mussten in den vergangenen fünf Wochen aus der Ukraine fliehen. Peter Reichl, Professor an der Universität Wien, hat einer Familie bei der Flucht geholfen. Ganze vier Tage und acht Stunden war er zusammen mit seinem Mitarbeiter im Auto unterwegs. Das Ziel: den Schwiegervater seines Mitarbeiters an der Grenze abholen und mit nach Wien nehmen.

Es ist Samstag, der 26. Februar – zwei Tage nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine. Prof. Reichl erhält einen Anruf von einem seiner Mitarbeiter. Ganz aufgewühlt und nervös erzählt er ihm, dass die Familie seiner ukrainischen Frau so schnell wie möglich aus dem Land fliehen muss. Ohne groß zu zögern, bietet Reichl seine Hilfe an. „Es war mit völlig klar, dass man so eine Fahrt nicht allein machen kann“, so Reichl.

Im Kriegsgebiet gefangen

Im Verlauf der nächsten zwei Tage verschlechtert sich die Situation in der Ukraine massiv. Eine Brücke nach der nächsten wird abgesperrt. Über Google Maps kann man jedoch beobachten, dass eine einzige Brücke noch offen ist. „Mein Mitarbeiter hat gesehen, dass sich an dieser Brücke immer wieder Stau gebildet hat“, wie Reichl im Interview erzählt. Die ukrainische Familie hat sich also eine Mitfahrgelegenheit beschaffen, um möglichst nahe an die moldawische Grenze zu gelangen. Kurz vor ihrem Ziel dann die Hiobsbotschaft: ukrainische Männer dürfen das Land nicht mehr verlassen. Die Familie steckt fest.

Zwei Tage später, am Mittwochnachmittag, erhalten die zwei Männer die lang ersehnte Nachricht. Der Schwiegervater seines Mitarbeiters, Yuri, hat eine Mitfahrgelegenheit bis zur moldawisch-rumänischen Grenze gefunden. Dort lernt er zufälligerweise einen rumänischen Bauern und seinen Sohn kennen. Die beiden bieten Yuri für die nächsten Tage einen Schlafplatz an. Yuri ist nun also in Rumänien und kann dort abgeholt werden. Reichl und sein Mitarbeiter entscheiden sich noch am gleichen Tag loszufahren.

„Wir sind praktisch 40 Stunden am Stück zurückgefahren.“

Auf dem Weg in das östliche Rumänien ist wenig vom herrschenden Krieg bemerkbar. Keine Panzer, keine Fluchtfahrzeuge mit ukrainischem Kennzeichen, keine weinenden Ukrainer am Straßenrand. Der Professor ist während der ganzen Fahrt ziemlich ruhig. „Ich hab‘ da wenig über die Gefühle nachgedacht, muss ich sagen. Ich bin einfach gefahren“, so Reichl. Abwechselnd fahren die beiden Männer die Nacht durch. Beim Bauernhof angekommen wartet Yuri bereits auf sie. Er hat über ein GPS-Gerät gesehen, dass sie bald kommen werden.

Die Rückfahrt von Rumänien bis nach Österreich ist alles andere als leicht. „Wir sind praktisch 40 Stunden am Stück zurückgefahren“, erzählt Reichl im Interview. Stundenlanges Warten an der Grenze. Eine Autofahrt über Stock und Stein. Die warme Suppe wird gegen Mozartkugeln getauscht. Am Montag um 03.00 Uhr erreichen sie endlich Wien. Zwei Tage später folgt der Rest der ukrainischen Familie.

Benefizkonzert, Spendenbox und weitere Wohltaten

Es folgen aufregende Tage und Wochen für Reichl. Nach zahlreichen Anfragen von Studierenden stellt er innerhalb von 3 Tagen ein Benefizkonzert inklusive Punschstand auf die Beine. Zusammen mit weiteren Events kann Reichl über 4000 Euro Spenden sammeln. Das Geld übergibt er persönlich an den Pfarrer der Kirche St. Barbara, einer ukrainische Kirche aus Wien.

Mehr zur Geschichte von Peter Reichl und zu allen Spende-Events erfährst du in seinem Blog.

Quellen: https://data2.unhcr.org/en/situations/ukraine

Beitragsbild: private Aufnahme von Peter Reichl