Der Tinder Schwindler lauerte in Wien

Wir verdanken es der True-Crime-Doku auf Netflix, dass dem Tinder Schwindler sein Ruf als Betrüger nun endlich voraus eilt. Die Dokumentation hat mit 45 Millionen Streams auf Netflix einen Rekord gebrochen. Ein wahrer Erfolg: Das Gesicht von Simon Leviev ging um die Welt und ist unter der jungen Generation Gesprächsthema Nummer 1.


Drei Frauen wurden Opfer seiner Maschen und erzählen im Film Schritt für Schritt, wie der Betrüger sie hinters Licht führte. Von den Folgen dieses Betrugs leiden die drei Opfer heute noch: Die Schulden, die sie an Banken für Simon Leviev auf sich genommen haben, zahlen sie immer noch ab.
Der Tinder Schwindler konnte sich im Laufe von circa drei Jahren eine Summe um die 10 Millionen Dollar (Circa 8 Millionen Euro) anhäufen.

Auf Opferjagd in Wien

Was viele nicht wissen: Der Betrüger plante seine krummen Machenschaften auch in Wien. Auf seinem Instagram Account gibt er sich im Smoking mit seinen zwei Bodyguards in der Babenberger Passage, einem Nachtclub im 1. Bezirk.

Mit diesen Eindrücken holt man einige wieder in die Realität zurück. Man kann es nicht leugnen: Auf den ersten Blick erscheint die Doku-Serie auf Netflix wie ein realitätsfremder Hollywood-Film. Doch der Mann, der ein Doppelleben führt und sich auf Tinder als Juwelen-Milliardär ausgibt, existiert wirklich.

Hinterlässt bleibenden Eindruck

Dass er seine illegalen Machenschaften nicht nur in weit entfernten Metropolen, sondern auch in Wien abwickelte, zeigt ein Foto auf seinem Instagram Account. Die Babenberger Passage ist einer der Hotspots in Wien für exklusive Parties, – für den Betrüger also ein geeigneter Ort um mit seinem Reichtum und Charme Frauen hinters Licht zu führen.

Dass der Tinder Schwindler während seines Aufenthaltes in der Babenberger Passage den anderen Partygästen auffiel, bestätige Geschäftsführer Christoph Probst. Nach Veröffentlichung der Netflix-Doku habe er einige Rückmeldungen von Gästen erhalten, die in eben dieser Nacht Simon Leviev gesehen haben.

Ein Profi-Hochstapler

Wie er das alles anstellte? Simon Leviev gab sich auf Tinder mit einem bearbeiteten Foto auf Photoshop, als Sohn eines Diamanten-Milliardärs aus. Seine ersten Dates mit den Frauen verliefen im Saus und Braus. Wochenend-Trips mit privaten Flugjets oder romantischen 7-Gänge Menüs in den schicksten Restaurants sollten seine Opfer von seinem Reichtum überzeugen.

Doch das böse Ende lies nicht lange auf sich warten: Kurze Zeit später täuschte er vor, in Lebensgefahr zu sein und bat die Frauen um Geld. Da seine Erklärungen aufgrund seiner Vorgeschichte sehr glaubwürdig waren, überwießen ihm die Frauen hohe Geldsummen, teilweise im sechsstelligen Wert. Mit diesem Geld finanzierte er sich seinen luxuriösen Lebensstil. Die Versprechungen, das Geld zurückzuzahlen waren nur ein Teil seiner schönen Worte und gut durchdachten Lügen. Mit gefälschten Screenshots von getätigten Überweisungen versuchte er seine Opfer zu gedulden.

Die Frauen beschrieben ihn alle als Meister der Worte. Er gab vor, ernste Beziehungen mit den Frauen einzugehen, er lernte die Familien der Opfer kennen und telefonierte ständig mit den Frauen während seiner Reisen. Mithilfe seines Bodyguards fälschte oder inszenierte er Fotos um seine Lügen zu vertuschen.  Als die Frauen den Betrug bemerkten war es zu spät. Diese Betrugsmasche benutzte er von 2017 bis 2019 an mehreren Frauen gleichzeitig.

Kein ganzes Jahr Haft

Mittlerweile sind drei Jahre seit dem Betrug des Tinder Schwindlers vergangen.
Drei der im Film genannten Frauen haben eine Spendenaktion gestartet, um ihre Schulden zu bezahlen. Tinder Schwindler Simon Leviev wurde 2019 in Tel Aviv zu 15 Monaten Haft verurteilt, allerdings nicht für seine Betrügereien auf Tinder sondern aufgrund anderer illegaler Handlungen wie falsche Pässe. Nach schon 5 Monaten wurde er jedoch wegen guter Führung entlassen.

Ein Stein kam ins Rollen

Die Veröffentlichung der Netflix-Doku „Der Tinder Schwindler“ hat den Anstoß gegeben, der Betrügereien auf Dating Plattformen an die Öffentlichkeit brachte. Und nicht nur das: Angespornt durch den Mut der im Film dargestellten Frauen, äußerten sich viele weitere Opfer von Online-Betrug. Betrügereien auf Dating-Plattformen sind ein häufiges Phänomen,– in der Gesellschaft jedoch bisher ein Tabu.
Besonders für heranwachsende Jugendliche ist „Der Tinder Schwindler“ ein guter Weg, um für Betrug im Netz sensibilisiert zu werden. Zudem verstärkte sich der Druck auf die Plattformen für mehr Kontrolle. Tinder gab als Stellungnahme an, dass das Profil von Simon Leviev unter keinem bekannten Deckname auf Tinder mehr aktiv sei.

Was die Verurteilung von Simon Leviev aufgrund der Ausbeutung der Frauen betrifft, ist bisher noch nichts zustande gekommen. Die Ermittlungen laufen, die Kreditzahlungen sind aber schwer verfolgbar. Noch lange nicht haben die Frauen die Gerechtigkeit für das, was Simon Leviev ihnen angetan hat, erhalten.
Die True-Crime-Doku hat aber dazu beigetragen, dass viele junge Frauen auf Dating-Plattformen ein wacheres Auge haben.