Global Pride Vienna 2020 – Regenbogenfarben stärker als die Krise
„Alle Großveranstaltungen in Österreich sind bis zumindest Ende Juni abgesagt.“ Mit diesem Beschluss der Bundesregierung zerplatzte jegliche Hoffnung auf ein Zustandekommen der Vienna Pride im Juni dieses Jahres. Die jährliche Regenbogenparade um den Ring ist als Zeichen der Sichtbarkeit der LGBTQI (lesbian, gay, bisexual, trans, queer, inter) Community die Hauptveranstaltung für Offenheit, Gleichheit und Solidarität in Wien. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Pride geht online
Die COVID-19-Pandemie verschuldet die Absage von Pride-Events in zahlreichen Nationen weltweit. Anlässlich dazu rufen die internationalen Pride-Verbände InterPride und European Pride Organisers Association (EPOA) das erste globale Online-Pride-Event aus. Am 27. Juni wird unter dem Motto: „EXIST. PERSIST. RESIST.“ gemeinsam von zu Hause aus gefeiert. Über Live-Streaming werden Musikauftritte, Reden und Gleichheits-Botschaften von Menschenrechtsaktivist*innen der ganzen Welt übertragen, an denen Jede*r teilnehmen kann. J. Andrew Baker, Co-Präsident von InterPride beschreibt die Global Pride 2020 als Meilenstein für Pride-Events:
„We need community and connection more than ever.”
Eine Fahrt auf dem Regenbogen
Auch die Vienna Pride wird dieses Jahr im Rahmen der Global Pride am 27. Juni stattfinden und an dem internationalen Online-Event teilnehmen. Public-Viewing und Live-Streams in der Gastronomie sollen das gemeinsame Feiern am Rathausplatz ersetzen. Für die traditionelle Parade am Ring wurde ebenso eine Corona-adäquate Lösung gefunden. Mit dem Auto und Motorrad soll vereint die Teilnahme an der Regenbogenparade möglich sein. Weiters wird dazu aufgerufen sich im Alltag in Regenbogenfarben zu kleiden, um offen und sichtbar zu zeigen, dass der Pride-Monat auch trotz der Krise stattfindet und die LGBTQI Community Wiens stolz und vereint für ihre Rechte eintritt. Dazu wird am 13. Juni, dem ursprünglichen Termin der Regenbogenparade in Wien, die sogenannte „Fensterlparade“ abgehalten. Bunte Fahnen an den Fenstern, heitere Musik und gemeinsames Tanzen sollen als weiteres Symbol für Bewusstsein und Weltoffenheit das 25. Jubiläum der Vienna Pride Veranstaltung feiern.
Moritz Yvon, Obmann der HOSI (Homosexuelle Initiative) Wien, betont aber auch die erhöhte Gefährdung von LGBTQI-Personen während der Quarantäne. Viele queere* Menschen leben in Familien, in denen sie nicht akzeptiert werden und womöglich sogar psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind.
„Gerade in Zeiten der Unsicherheit ist der Zusammenhalt umso wichtiger.“
Sichtbarkeit gerade jetzt
In der Krise scheinen viele zu verzweifeln und es sind die Schwächsten der Gesellschaft, die es am Härtesten trifft. Deshalb ist es wichtig den Zusammenhalt und die Präsenz der LGBTQI Community erst recht offen zu zeigen und den Kampf um Gleichheit weiterzuführen. Wie schnell es gehen kann bereits erkämpfte Rechte zu verlieren, lässt sich derzeit in Ungarn beobachten. Seit 30. März regiert Viktor Orban und seine rechtsnationale Fidesz Partei mit einer Zweidrittelmehrheit per Dekret. Diese gewonnene Macht, frei Gesetze zu erlassen hat nun dazu geführt, dass die Regierung es verbietet das eigene Geschlecht nach einer geschlechtsangleichenden Operation offiziell in Dokumenten umzutragen. Die Rechte von trans- und intersexuellen Menschen in Ungarn werden somit enorm eingeschränkt. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisieren diese Entwicklung und verurteilen diese Gesetzesänderung als „Rückfall ins Mittelalter“.
Katharina Kacerovsky, Organisatorin der Vienna Pride, bringt die Lage auf den Punkt:
„Der Kampf um Gleichstellung muss global geführt werden, virtuell und real, bei jedem Event, jeder Parade.“
Bild: „20180616_Regenbogenparade_009“ by Tauralbus is licensed under CC BY 2.0