Das Schweigen der Nadeln- Tattoo Studios und die Coronakrise
Durch den Ausbruch von Covid-19 hat sich in Österreich einiges verändert. Mitte April mussten sämtliche Geschäfte schließen, die nicht der Grundversorgung dienen. Nun, nach Wochen der Einschränkung, dürfen stückweise die Läden wieder öffnen. Seit dem 4. Mai gilt dies auch für Tattoo Studios. Doch wie ist es für TätowiererInnen, wenn die Studios geschlossen sind?
Geschlossene Studios und finanzielle Lage
In Österreich gibt es 75 Tattoo Studios, die von den Maßnahmen der Regierung ebenso betroffen waren. Nachdem Bundeskanzler Kurz im April den Lockdown ausrief, mussten sämtliche Studios schließen. „Einerseits war ich erleichtert, dass Maßnahmen gesetzt werden, andererseits war da die Angst vor der Zukunft. […] Zu Beginn war ich ein wenig panisch und verzweifelt, was zu dem Versuch des Verdrängens geführt hatte, funktioniert aber leider nicht in einer Umgebung, die einen dazu zwingt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen“, so Kim Scheed, Tätowierer bei Zur Stecherei. Für TätowiererInnen gibt es die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung vom Staat während der Coronakrise. Mario Grimm, Tätowierer bei Happy Needles Tattoo, berichtet: „Es gibt eine staatliche Förderung für Selbstständige, wie mich. Der Härtefallfonds ist gerade ausreichend für mich. Ich brauche nicht viel. Mehr als Essen und Miete wäre zurzeit allerdings nicht drinnen. Würde ich allerdings ein Studio besitzen und laufende Kosten, wie Studiomiete und Angestellte, tragen müssen, wäre das Ganze etwas schwieriger.“
Künstlerische Freizeit
Tätowieren ist ein kreativer Beruf. Neben dem Stechen von Farbe in die Haut, arbeiten TätowiererInnen deswegen meist auch künstlerisch in ihrer Freizeit. Kim Scheed erzählt: „Das Positive an dieser Situation ist, dass man sich für alles genügend Zeit nehmen kann und ich dadurch alles bewusster wahrnehme. Seit diesem Lockdown versuche ich jeden Tag so gut es geht zu genießen, da mir jetzt ein wenig bewusster ist, wie schnell alles vorbei sein kann.“
Vor allem in Krisenzeiten wie diesen, hilft die kreative Arbeit den Betroffenen dabei, sich auch finanziell etwas abzusichern. „Ich habe leider keinen Plan B, außerhalb vom Tätowieren. Ich versuche, mit dem Verkauf von Fine Art Drucken [Kunstdrucken, Anm. d. Red.] und Bildern, ein bisschen was dazuzuverdienen. Aber Tätowieren ist das Einzige, das ich wirklich gut kann“, so Mario Grimm.
Wiedereröffnung und Änderungen
Mit der Wiederöffnung Anfang Mai treten auch neue Vorschriften innerhalb der Studios in Kraft. Die ohnehin schon hohen hygienischen Standards, werden durch einige Neuerungen ergänzt. „Das Betreten des Tattoo Shops wird nur mit Schutzmaske erlaubt sein. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass der Mindestabstand zwischen anderen KundenInnen und TätowierInnen eingehalten wird. Wenn der Kunde das Studio betritt, muss dieser sich die Hände waschen und desinfizieren. […] Der Eingriff beim Tätowieren bleibt derselbe. Wir arbeiten alle sowieso keimarm, sauber und aufmerksam. Selbstverständlich mit allen notwendigen Schutzmaßnahmen für TätowiererInnen als auch für die Kundschaft“, erklärt Mario Grimm. Des Weiteren sind vorerst keine Begleitpersonen gestattet und es werden derzeit keine persönlichen Beratungsgespräche geführt. Es gilt generell: Wer sich krank fühlt, Symptome zeigt oder zur Risikogruppe gehört, sollte keinen Tattootermin wahrnehmen.