Die gefährliche zweite Welle der Pandemie

Ab dem 1. Mai dürfen Geschäfte wieder öffnen, zwei Wochen danach auch Lokale. Zurückgegangene Fallzahlen wecken neuen Mut in Staat und Bürgern, obwohl Unvorsichtigkeit verheerende Auswirkungen haben kann. 

Was gegen eine Lockerung spricht 

Virologen warnen vor vorzeitigen Lockerungsmaßnahmen: Melanie Brinkmann hält es für wichtig abzuwarten, bis es bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt. Man müsse dauerhaft niedrige Fallzahlen erkennen können, denn nur durch eine geringe Fallzahl sei eine konsequente Kontaktverfolgung möglich. Bis dahin wäre es wichtig, nur Zeit mit den selben Personen wie bisher zu verbringen. Eine zu frühe Lockerung kann zu einer Verschlechterung führen und somit den bisherigen Fortschritt wieder zunichte machen und den Prozess verlängern. Das Problem dabei ist, dass man die Folgen einer neuen Maßnahme erst nach einer gewissen Zeit erkennen kann. Bis dahin kann sich also das Virus wieder ausbreiten, ohne dass man es direkt merkt. Fest steht, dass Pandemien im vergangenen Jahrhundert mehrere Wellen besessen haben, die stets genauso schlimm wie oder schlimmer als die erste waren. 

Dem Wert auf der Spur

Berücksichtigt wird bei der Entscheidung zur Lockerung der Maßnahmen die sogenannte Reproduktionszahl. Es handelt sich hierbei um den Wert, der aussagt, wieviele Menschen ein Infizierter ansteckt. Ein langsamer Rückgang der Fallzahlen findet bei einem Wert von unter 1 statt. Alles über 1 wird kritisch, weil dadurch eine Ausbreitung stattfindet. Der Grund für die aktuelle Entspannung in Österreich ist eine Besserung dieses Wertes: Hierzulande befindet er sich mit dem Stand des 21. April nur noch bei 0,63. Der schlimme Hochpunkt wurde am 12. März mit einem Wert zwischen 3,5 und 4 erreicht.

Kurz ist optimistisch 

Da die Neuinfektionen in Österreich zur Zeit bei unter 100 pro Tag liegen, hält Bundeskanzler Sebastian Kurz es für angemessen, die Wirtschaft und das soziale Leben wieder hochzufahren. Bei seinem Gespräch bei Maischberger im Ersten spricht er davon, die Grenze zu Deutschland auch Sommer-nah herunterfahren zu wollen, damit der Urlaubsbetrieb bald wieder möglich sei. Dafür müssten aber Deutschland und Österreich weiterhin ähnliche Fortschritte zeigen. 

 Bildnachweis: Empfang für das diplomatische Corps anlässlich der Amtsübernahme by Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, CC BY-NC 2.0