Kapitalismus in Zeiten der Krise
Wirtschaftskonzerne machen minus, Antikapitalisten freuen sich: Der Corona-Virus hinterlässt auch im finanziellen Bereich seine Spuren. In einer Zeit, in der global gemeinsam an einer Lösung zur Bekämpfung einer Pandemie gearbeitet wird, ist trotzdem viel Egoismus zu erkennen.
Vorherige Krise: Erderwärmung
Das letzte globale Thema, die Fridays for Future Events, hat bereits große Unterstützung unter Feinden des Kapitalismus gefunden. Aufgerufen von der zu Beginn erst 16-jährigen Greta Thunberg, handelt es sich um eine Bewegung gegen die globale Erderwärmung. Eine irreparable Schädigung der Erde sei schon in früher Zukunft abzusehen, würden wir nicht jetzt sofort handeln. Gretas Aufrufe haben weltweit zu einer beeindruckenden Aufklärung riesiger Menschenmengen beigetragen. Festgefahrene Gewohnheiten großer Konzerne und politischen Parteien sind jedoch nicht so leicht zu ändern.
Einer der Aspekte, der bei Umweltprotesten im Vordergrund steht, ist die Waren-Überproduktion. Dadurch werden überflüssige Mengen an Abfall verursacht, die zu großen Teilen gar nicht verwertet werden können. Es kommt zu überhöhtem Verbrauch und einem intensiveren Ausstoß. Der einzelne Mensch kann noch so sehr auf umweltfreundliche Alltagsgewohnheiten achten, um seinen Teil beizutragen. Gestoppt werden kann die Erderwärmung dadurch trotzdem nur schwer. Der schwerwiegende Großteil an Schäden kommt durch Großkonzerne.
Konzerne während einer Pandemie
Während bei Greta „Das System muss scheitern!“ galt, kommt es während der Pandemie immer mehr zu: „Das System kann nur scheitern“. Lange Zeit wurde die Gefahr des Corona-Virus vom Staat heruntergespielt, um der Profitmaximierung nicht im Wege zu stehen. Großbetriebe wie VW warteten mit der Pausierung ihres Betriebs bis sie durch die immer häufigeren Todesfälle durch die Krankheit in die Ecke gedrängt wurden. In China hat sich die Situation etwas gebessert und VW den Betrieb sofort wiederaufgenommen. Von Solidarität ist hier nicht viel zu sehen.
Durch die Schließungs-Maßnahmen des Staates machen wirtschaftliche Unternehmen also ihre eigene Krise durch. Die deutschen Börsenkurse haben in Rekordzeit ihr Tief erreicht: Hier fand ein Fall von fast 40% in weniger als einem Monat statt. So schnell wurde in Deutschland noch nie so viel Minus gemacht. Zum Vergleich: Den letzten riesigen Crash erleidete das Land im Jahr 2008. Hier waren es minus 45% innerhalb von etwa 200 Tagen.
Wie Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann feststellt, kann der Kapitalismus daher nur existieren, wenn ein starker Staat ihm zur Verstärkung eilt. Das Prinzip des freien Marktes stützt sich eigentlich auf die Idee, dass eine Konjunktur mit wirtschaftlichen Höhen und Tiefen absehbar abläuft. Mit einer Notlage wie der Corona-Pandemie sei die Zukunft aber grundsätzlich nicht planbar.
Wenig Empathie
Die Opfer bei alldem sind diejenigen, die schon unter gewöhnlichen Umständen zu kämpfen hatten. Bereits bestehende Ungleichheiten werden in Situationen wie diesen automatisch verstärkt. Globalen Kooperationen wird zu jeder Zeit vom Staat geholfen, obwohl diese sich in keinem Fall Sorgen um ihre Existenz machen müssen. Lokale Händler sowie Personen mit geringerem Einkommen dagegen tun sich schwer, diese Zeit durchzustehen. Es ist ein Wettkampf, wo mit mehr Solidarität gar keiner nötig wäre.
Gleiches erkennt man auch am Hamster-Einkauf: Unnötigerweise wird um Toilettenpapier und Mehl gekämpft. Personen mit geringeren Ressourcen finden teilweise keinen Zugriff auf elementare Lebensmittel, weil oftmals der Individualismus im Vordergrund steht. Natürlich gibt es beim Hamstern auch diejenigen, die den Groß-Einkauf für Hilfebrauchende tätigen. Aber im schlimmsten Fall gilt: Jeder ist sich selbst der Nächste. Auch wenn das bedeutet, dass man selber monatelang Klopapier zur Verfügung hat, während andere im Supermarkt nicht einmal eine Packung finden können.
Bildnachweis: the money is that way by Craig Bennett, CC BY-NC 2.0