Wenn Wohnen nicht mehr leistbar ist

Wohnen als Luxusgut

Silvia ist 34 und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Mit diesen wohnt sie mitten im 5. Bezirk in einer 72qm-Wohnung mit einem Kinderzimmer, einem Schlafzimmer und einer Wohnküche. Für diese Wohnung zahlt sie 895 Euro Miete. „Als alleinerziehende Mutter, die keinen Unterhalt bekommt, würde ich Unterstützung brauchen, bekomme aber keine.“ Um die Fixkosten für drei Personen, die Schulausbildung und das tägliche Leben zu finanzieren reicht es laut Silvia allerdings kaum bis gar nicht. Auch ein Umzug kann sie sich nicht leisten, da Maklerkosten, drei Monatsmieten im Voraus, Kaution, Umzugskosten und andere anfällige Kosten untragbar seien. In zwei Jahren läuft Silvias Mietvertrag ab. Sie weiß nicht, ob er verlängert wird, denkt aber eher nicht. Die Mieten sind extrem hoch für so ein niedriges Einkommen wie ihres und ein Umzug sowieso zu teuer.

 

„Wenn es so weitergeht, landen wir bald auf der Straße, wie viele andere eben auch!“

Silvias Geschichte ist dabei kein Einzelfall. Daniel (24) wohnt mit seiner schwangeren Freundin am Rande des 5. Bezirks in einer 52qm-Wohnung. Ihre Miete beträgt 690 Euro. „Mit Gas, Strom, Telefon, TV und Co. bleibt uns am Ende des Monats kaum was zum Sparen übrig.“ Auch Kinderzimmer haben sie in ihrer kleinen Wohnung keines. Das Kinderbettchen steht bei den Eltern im Schlafzimmer, die Wickelkommode im Eingangsbereich. Doch eine passende, billigere Wohnung steht leider nicht in Aussicht. Nicht nur, weil die Suche danach ewig dauert, sondern auch, da sie zuerst einmal Geld für einen Umzug zusammenkratzen müssen. „Ich würde meinem Kind und meiner Freundin gerne mehr bieten, doch mit meinem Einsteigergehalt ist dies durch die hohen Mieten leider nicht wirklich möglich.“

Immer mehr Kurzfristmieten

Laut Justin Kadi, Stadtforscher an der TU Wien, sei einer der Gründe für die steigenden Kosten unter anderem der Zuwachs an Kurzfristmieten. Durch ständiges Wechseln der Bewohner können die Mieten der Wohnungen erhöht werden.

„Neue Mieter bringen einfach mehr Geld für den Vermieter“

Das erzählte mir ein Mitarbeiter einer Organisation, welche sich für die Rechte der Mieter einsetzt. Doch auch der Trend, dass Immobilien immer mehr als Anlageobjekte benutzt oder sogar nur als Airbnb Wohnung vermietet werden, trägt zu dem Anstieg bei. Auch durch die vielen neuen Mitstreiter am Wohnungsmarkt wird das preiswerte Angebot weiter verknappt. All das bedeutet im Endeffekt höhere Kosten und weniger Auswahl für Mieter, so der Experte.

„Wohnen ist ein Menschenrecht“

Bei der Tagung des Vereins für Wohnbauförderung (vwbf) am 5. April, die unter dem Motto „Markt oder Staat – Wohin steuert die Wohnungspolitik?“ stattfand, diskutieren Experten über Perspektiven des Wohnbaus. „Wohnen ist ein Menschenrecht“, meinte SPÖ – Wohnbausprecherin Ruth Becher.

„Es wird Zeit, Wohnen  in der österreichischen Verfassung zu verankern.“

Und auch die AK setzt sich für leistbares Wohnen ein. Sie fordern ein verbessertes Mietrecht. Unter ihre Forderungen fällt zum Beispiel das Streichen der Maklergebühr für Mieter, klare Erhaltungsregeln für Vermieter und wirksame Mietobergrenzen.